Die chronische Urtikaria wird möglicherweise durch Autoimmunprozesse initiiert und unterhalten. Dafür sprechen die Ergebnisse von epidemiologischen Studien. Eine populationsbasierte Registerstudie aus Dänemark suchte nun ebenfalls nach Indizien für einen Zusammenhang.

Vieles in der Pathophysiologie der chronischen Urtikaria (CU) ist noch nicht verstanden. Eine reine "Erkrankung der Mastzellen" ist sie aber sicher nicht, vielmehr scheinen Autoimmunprozesse mit autoreaktivem IgG oder Auto-IgE-Antikörpern eine Rolle zu spielen. Dafür sprechen unter anderem epidemiologische Studien, die Assoziationen zwischen einer CU und atopischen Erkrankungen, Asthma, rheumatischen sowie anderen inflammatorisch getriebenen Prozessen beschreiben. Eine Registerstudie aus Dänemark dokumentiert nun erneut die CU-Komorbidität mit Autoimmunerkrankungen.

Insgesamt 12.185 CU-Patienten hatten dänische Dermatologen aus dem Danish National Patient Registry von 1994 bis 2015 identifiziert und in einem 1:10-Verhältnis mit von Geschlecht und Alter passenden Kontrollpatienten verglichen.

In der Indexkohorte ergab sich neben einer Dominanz des weiblichen Geschlechts (68,5 % vs. 31,5 %) eine Überrepräsentation mastzellvermittelter Erkrankungen wie Mastozytose und Anaphylaxie, zudem von atopischen Erkrankungen wie Typ-1-Allergien und atopischer Dermatitis. Die Prävalenzen von rheumatoider Arthritis, systemischem Lupus erythematodes, Thyreoiditis, Diabetes und Vitiligo waren ebenfalls erhöht. Häufigste Begleiterkrankung waren mit 4,4 % Depressionen.

Bei CU-Patienten, die zum Zeitpunkt ihrer Diagnose noch keine Komorbidität hatten, war das Risiko für sich später manifestierende atopische und einige autoimmun vermittelte Erkrankungen erhöht. Bei den Mortalitätsraten schnitten die CU-Patienten dagegen besser als die passenden Kontrollen ab.

Fazit: Patienten mit einer CU tragen eine erhöhte Komorbiditätslast. Häufige Begleiterkrankungen sind neben Depressionen mastzellvermittelte Erkrankungen sowie Autoimmunerkrankungen. Das zeigt eine dänische Registerstudie und bestätigt bisher vorliegende epidemiologische Daten.

Ghazanfar MN et al. Risk of comorbidities in patients diagnosed with chronic urticaria: A nationwide registry-study. World Allergy Organization Journal 2020; 13: 100097