Die allergenspezifische Immuntherapie (AIT) mit einem Gras- oder Baumpollenallergoid des Unternehmens Allergopharma, dem Allergiegeschäft des Konzerns Merck, zeigte in einer Real-Life-Studie höhere Adhärenzraten als die sublinguale AIT.

Im Rahmen einer retrospektiven Kohortenanalyse wurde die Adhärenz (Patienten-Compliance) bei der Anwendung subkutaner (SCIT) und sublingualer (SLIT) AIT-Präparate für die Gräser- oder Baumpollenallergie untersucht [Vogelberg C et al. Congress Poster TP 1309, EAACI 2019, Lisbon, 1.–5. June 2019]. In dieser Real-World-Evidence(RWE)-Studie wurde die LRx-Datenbank (IQVIA, Frankfurt/Main) verwendet, die circa 60 % aller gesetzlich krankenversicherten Patienten in Deutschland erfasst. Mehr als 68.000 Patienten, die im Zeitraum von 2009 bis 2013 eine spezifische Immuntherapie begonnen haben, wurden im Hinblick auf Adhärenz und Therapiedauer analysiert. Im Ergebnis zeigte sich, dass bei Gras- und Baumpollen-AIT über 60 % der SCIT-Patienten, jedoch nur etwa 30 % der SLIT-Patienten das dritte Therapiejahr erreichten. Unabhängig vom Allergen war die Adhärenz bei Kindern höher als bei Jugendlichen und Erwachsenen. Auch im Hinblick auf die Therapietage („days on therapy“) war die SCIT mit über 1.000 Tagen der SLIT mit circa 500 Tagen deutlich überlegen. Die RWE-Studie zeigte signifikante Adhärenzunterschiede zugunsten der SCIT im Vergleich zur SLIT.

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Unterschiede in der Patientenadhärenz bei SCIT und SLIT: durchschnittliche Anzahl von Tagen unter SIT [Modifiziert nach Vogelberg C et al. Congress Poster TP 1309].

Deutsche und internationale Leitlinien für die AIT empfehlen eine mindestens dreijährige Therapie zur Erreichung eines Langzeiteffektes, der den Krankheitsverlauf von Allergikern modifiziert [Pfaar O et al. Allergo J Int 2014;23:282–319].