_ Zu den seltensten Auslösern von anaphylaktischen Reaktionen gehört das Stillen. Über das in der Literatur als „lactation anaphylaxis“ bekannte Phänomen gibt es bislang nur eine Handvoll Fallberichte. Aus den USA kommt nun eine Kasuistik über eine 38-jährige Erstgebärende, die gleich dreimal binnen zwei Wochen in der Notfallambulanz vorstellig wurde [Pescatore R et al. Cureus 2019;11:e5497].

In den ersten beiden Fällen klagte die Frau jeweils über Beschwerden wie Atemnot, Erbrechen und Ausschlag. Jedes Mal wurde eine Anaphylaxie diagnostiziert und mit dem entsprechenden Pflege- und Medikamentenregime behandelt, darunter Adrenalin, Diphenhydramin, Famotidin und Prednison. Sie wurde über Nacht beobachtet und entlassen, ohne dass ein offensichtlicher allergischer Auslöser identifiziert wurde.

Bei ihrer dritten Vorstellung konnte schließlich die Diagnose Laktationsanaphylaxie gestellt werden. Durch Nachfragen konnte erörtert werden, dass die Frau bei jedem Stillvorgang einen Ausschlag entwickelt hatte und dass sich ihre fulminanten Symptome immer nach dem Stillen entwickelt hatten. Der Frau wurde empfohlen, auf das Stillen zu verzichten und Muttermilchersatz zu verwenden. In der dreimonatigen Nachbeobachtung traten daraufhin keine weiteren Anaphylaxieepisoden auf.

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Der Pathomechanismus der Stillanaphylaxie ist unklar. Sie ist wahrscheinlich IgE-unabhängig, vermutlich führt ein aprupter Prolaktinanstieg beim Stillen zur Mastzelldegranulation.