_ Allergische Erkrankungen wie Rhinokonjunktivitis, Asthma oder Ekzeme kommen häufig vor. Doch wenn solche Erkrankungen — ähnlich wie Infektionskrankheiten in Hinblick auf die jeweiligen Erreger — nach den auslösenden Allergenen klassifiziert werden, so gibt es häufige und seltene Allergene und allergische Erkrankungen, wie Prof. Dr. Joachim Saloga, Mainz, ausführte. Und werden die polygenetischen atopischen Krankheiten nach einzelnen, anteilig zugrundeliegenden Genmutationen und Polymorphismen unterschieden, so entstehen Krankheitssubgruppen, von denen einige ebenfalls selten sind: Mit seltenen Genotypen und — je nach Pathophysiologie — seltenen Endotypen. Als „seltene Erkrankungen“ („rare/orphan disease“) gelten in der EU solche, von denen maximal fünf von 10.000 Einwohnern betroffen sind. Um die Versorgung von Allergikern mit seltenen Endotypen beziehungsweise seltenen oder komplexen Begleiterkrankungen zu verbessern, müssten laut Saloga spezialisierte Zentren etabliert werden.

Auf seltene und damit meist weniger bekannte Pollenallergene verwies Dr. Stefanie Röseler, Aachen. Dazu gehören die japanische Zeder, die Olive, die sich kreuzreaktiv zur in Deutschland häufiger vorkommenden Esche verhält, die Marone (Esskastanie), weißer Gänsefuß, Spitzwegerich und Ambrosia artemisiifolia (Traubenkraut). Die Allergie auf den weißen Gänsefuß wird, so Röseler, ebenfalls häufig kreuzreaktiv vermittelt. Der Anteil von Ambrosia an allen Pollensensibilisierungen wird in Deutschland auf 14 % geschätzt, die Stärke der Pollenkonzentration ist tageszeitabhängig. Generell sei es empfehlenswert, bei der Suche nach seltenen Allergenen und für eine korrekte Diagnose gleich mehreren Methoden anzuwenden.

Auch die — im Gegensatz zur Hausstaubmilbe weniger bekannten — Vorratsmilben können eine Allergie auslösen, erklärte Prof. Dr. Karl-Christian Bergmann, Berlin. Sie werden oft nicht als eigenständige Milbengruppe wahrgenommen, weil alle Milbenarten, die in Häusern auftreten und IgE-vermittelte Sensibilisierungen auslösen, als „domestic mites“, also Hausmilben, bezeichnet werden. Vorratsmilben ernähren sich —anders als Hausstaubmilben — von toten Materialien und Pilzen und kommen deshalb vor allem im landwirtschaftlichen Bereich vor. Doch sind sie häufig auch Bestandteil des Hausstaubes und können, unabhängig von Hausstaubmilben, zu Sensibilisierungen führen. Die Hülle des Kots der Milben und ihre Eier sind hochallergen. Klinisch erscheint die Vorratsmilbenallergie gleich der Allergie gegen Hausstaubmilben, jedoch zeigt ein Test auf Hausstaubmilbensensibilisierung nicht automatisch eine vorhandene Sensibilisierung gegen Vorratsmilben an; es gibt nur bedingt Kreuzreaktionen. Vorratsmilbenallergiker können vermutlich von einer spezifischen Immuntherapie profitieren.