_ Die Prävention allergischer Erkrankungen wird laut Prof. Dr. Kirsten Beyer, Berlin, dadurch erschwert, dass diese prinzipiell multifaktorielle Ursachen haben. Voraussetzungen für eine personalisierte Prävention sind demnach zum einen Biomarker, zum anderen muss der jeweiligen allergischen Erkrankung überhaupt vorgebeugt werden können.

In einer aktuellen Studie wurde ein Zusammenhang zwischen dem frühkindlichen Darmmikrobiom und einer Hühnereiallergie nachgewiesen [Fazlollahi M et al. Allergy 2018;73:1515–24]. Eine weitere Studie zeigte, dass sich die analen und dermalen Mikrobiota von Kindern, die per Kaiserschnitt auf die Welt kommen, erheblich gegenüber denjenigen von vaginal geborenen Kindern unterscheiden. Sie können durch den Transfer des vaginalen Mikrobioms der Mutter verändert werden [Dominguez-Bello MG et al. Nat Med 2016;22:250–3]. Auch die Ernährung stillender Mütter hat einen Einfluss auf die Säuglingsmikrobiota [Savage JH et al. J Pediatr 2018; https://doi.org/10.1016/j.jpeds.2018.07.066].

Eine Störung der Hautbarriere am zweiten Lebenstag sagt die Entwicklung einer Nahrungsmittelallergie bis zum zweiten Lebensjahr voraus. Dieser Befund unterstützt die Hypothese einer transkutanen Allergensensibilisierung auch bei Kindern, die keine atopische Dermatitis haben [Kelleher MM et al. J Allergy Clin Immunol 2016;137:1111–6]. Durch das Auftragen einer Hautpflegecreme in den ersten 32 Lebenswochen reduziert sich das Risiko für die Ekzemenentwicklung, die eine transkutane Allergensensibilisierung befördern [Horimukai K et al. J Allergy Clin Immunol 2014;134:824–30].

Präventive Maßnahmen gegen eine Erdnussallergie müssen einer neuen Studie zufolge im ersten Lebensjahr ergriffen werden. Im Alter von sieben Jahren hatten am seltensten diejenigen Kinder eine Sensibilisierung auf Erdnüsse, deren Mütter während der Stillzeit erdnusshaltige Produkte verzehrt hatten und die selbst schon im ersten Lebensjahr in der Beikost damit gefüttert wurden. Die Prävention der Hühnereiallergie bei Kindern mit Neurodermitis ist hingegen bereits sehr früh — im vierten bis fünften Lebensmonat — indiziert, da sich diese Sensibilisierung bereits im vierten bis sechsten Lebensmonat ausprägt [Natsume O et al. Lancet. 2017; 389: 276–86].

Wie sieht nun die personalisierte Prävention bei einem Neugeborenen aus, das im Jahr 2030 per Sectio entbunden wird und ein erhöhtes Allergierisiko hat, weil eine FLG-Mutation und eine Störung der Hautbarriere im Screening nachgewiesen werden? Beyer wagte eine Vorhersage: Direkt nach der Entbindung wird vaginales Sekret kutan und oral auf das Kind übertragen. In den ersten 32 Lebenswochen wird eine präventive Therapie mit einer Hautpflegecreme durchgeführt. Der Säugling erhält eine Spezialnahrung mit Symbiotika zur Optimierung des Mikrobioms. Ab dem fünften Lebensmonat wird eine präventive orale Immuntherapie mit den häufigsten Nahrungsmittelallergenen begonnen.