_ Prof. Bianca Schaub, München, verwies in ihrem Plädoyer pro gezielte Allergenexposition auf die aktuelle Ausgabe der S3-Leitlinie zur Allergieprävention. Allerdings, so fügte sie einschränkend hinzu, hänge die Frage, ob eine Allergenexposition angemessen ist, entscheidend vom jeweiligen Allergen und der Zielgruppe ab.

So gebe es derzeit keine Belege dafür, dass Allergien vorgebeugt werden könne, indem potente Nahrungsmittelallergene bei der Einführung der Beikost für Säuglinge vermieden werden. Am besten sei es, wenn Kinder die Nahrungsmittel zu sich nehmen, die in ihrer Familie und ihrem Kulturkreis verzehrt werden. Lediglich bei Säuglingen mit mittelschwerer bis schwerer atopischer Dermatitis solle vor dem ersten Kontakt mit potenten Nahrungsmittelallergenen ein Allergietest erfolgen. Auch die zur Primärprävention der Hausstaubmilbenallergie verwendeten Matrazenüberzüge können laut Schaub nicht empfohlen werden. Ebenso schütze der frühe Kontakt von Kindern zu Hunden eher vor einer Sensibilisierung gegen Aeroallergene, als dass er schade. Familien mit einem erhöhten Allergierisiko sollten jedoch auf die Haltung einer Katze verzichten, da sich hier laut Studien Risikoeffekte abzeichnen.

Prof. Dr. Torsten Schäfer, Immenstadt, erinnerte in seinem Gegenstatement daran, dass weder für alle Patientensubgruppen, noch für alle Erkrankungsformen und Allergene eindeutig sei, ob eine gezielte Exposition oder eine Allergenmeidung hilfreicher sei. So sei bei Risikokindern, die nicht oder nur wenig gestillt werden könnten, in den ersten vier Monaten die Gabe von partiell oder extensiv hydrolysierter Säuglingsnahrung zu empfehlen, da dies nachweislich das Risiko für atopische Dermatitis senke. Die Inzidenz der Chromatkontaktallergie unter Bauarbeitern sei signifikant rückläufig, seitdem der Chromatgehalt reguliert wird. Auch bei der Insektenstichallergie sei bislang unklar, ob eine gezielte Exposition präventiv wirksam sei.