_ Autoinjektoren können für Patienten mit schwerer Allergie lebensrettend sein. Und doch werden sie von den wirklich Bedürftigen noch immer zu selten mitgenommen, wie PD Dr. Ernst Rietschel, Köln, ausführte. Als „bedürftig“ gelten Patienten, die bereits eine anaphylaktische Reaktion gegen nicht sicher vermeidbare Auslöser gezeigt haben, Kinder und Erwachsene mit Mastzellerkrankung auch ohne bisher bekannte Anaphylaxie sowie Patienten ohne bekannte Anaphylaxie, aber mit einem hohen Spiegel spezifischer IgE gegen die 2S-Albumine Ara h 2 der Erdnuss, Cor a 14 der Haselnuss oder Ana o 3 der Cashewnuss.

Bei der Wahl der Nadellängen für einen Autoinjektor müsse der BMI des Patienten berücksichtigt werden, so Dr. Sabine Zeil, Dresden. Zudem verwies sie auf große Defizite in der Anaphylaxietherapie: So müssten bei medizinischem Personal und bei den Patienten dringend Wissenslücken geschlossen werden. In der Praxis beispielsweise würden 50 % der gefährdeten Jugendlichen kein Notfallset bei sich führen. Zudem glauben laut Untersuchungen zwar mehr als 90 % der Patienten, sie könnten einen Autoinjektor korrekt bedienen, jedoch bestätigte sich dies bei weniger als der Hälfte. Zudem bestünde bei Eltern oft die Angst, die Medikamente könnten ihrem Kind eher schaden als nützen, weshalb sie auf einen Einsatz verzichten.

Nach Ansicht von PD Dr. Katharina Blümchen, Frankfurt am Main, dürfte künftig — was heute noch bittere Realität ist — kein Kind mehr vom Besuch einer Kita ausgeschlossen werden, weil es ein Notfallset benötigt. Ebenso dürfe kein Kinderarzt mehr in seiner Freizeit unentgeltlich Erzieher und Lehrer über die Handhabung eines Notfallsets aufklären müssen. Hierfür sei ein flächendeckendes Angebot für vereinheitlichte Schulungen notwendig, deren Qualität zuvor evaluiert werden müsse. Solche Schulungen müssten Informationen über die Erkrankung beinhalten, über die rechtliche Situation bei der Verabreichung von Medikamenten im Notfall durch das Erzieherpersonal aufklären sowie das konkrete Vorgehen bei einem anaphylaktischen Vorfall, insbesondere die Handhabung des Spritzensets, trainieren. Gut funktionierende Schulungen gibt es laut Blümchen bereits in Frankfurt am Main, Berlin, Bonn und Darmstadt.