Laut Beschluss des 121. Ärztetages soll künftig der Zusatztitel Allergologie durch „berufsbegleitende Weiterbildung“ erlangt werden können. Das bedeutet, dass es für die Fachgruppen Pädiatrie, HNO-Kunde, Dermatologie und Pneumologie keine festgelegten Weiterbildungszeiten an einer Weiterbildungsstätte in Klinik oder Praxis mehr geben wird, um den Zusatztitel Allergologie zu erwerben. Weiterbildungsberechtigte Ärzte müssten im Sinne der neuen (noch nicht in Kraft getretenen!) Musterweiterbildungsordnung (MWBO) lediglich Bescheinigungen ausstellen, in denen die Erfüllung der inhaltlichen Auflagen beschrieben wird.

Massiver Qualitätsverlust

Es ist davon auszugehen, dass dieses Konzept mit einem massiven Verlust an Qualität in der klinischen Ausbildung vergesellschaftet sein wird. Die Entscheidung des Ärztetages beruht möglicherweise auf dem Missverständnis, dass bei der hohen Zahl von Allergiepatienten auch eine hohe Zahl an Ärzten vorzuhalten ist, die auf ihrem Praxisschild das Wort „Allergologie“ stehen haben. Dies kann aber nicht im Interesse der schwer Betroffenen, der lebensgefährlich Erkrankten oder der Patienten mit seltenen und schwer zu diagnostizierenden Allergien sein, die sich von einem Arzt mit dem Zusatztitel Allergologie kompetente Diagnostik und Therapie versprechen.

Gegenläufige Entwicklung

Die Situation in Deutschland ist gegenläufig zur Entwicklung im Rest von Europa. Dort gibt es in der überwiegenden Mehrzahl der Länder eine mindestens dreijährige Ausbildung zum Allergologen. Darüber hinaus implementieren auch immer mehr Länder, zuletzt zum Beispiel Frankreich, einen Facharzt für Allergologie — bei freilich weniger Ärzten als in Deutschland, die die Bezeichnung führen. Ein Facharzt für Allergologie wurde bereits bei der Vorbereitung der MWBO 2018 von den deutschen Fachgesellschaften zugunsten einer qualifizierten Zusatzausbildung abgelehnt.

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Die neue MWBO Allergologie geht in die falsche Richtung. Die Fachgesellschaften lehnen das Konzept mit Nachdruck ab.

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Wie groß das Unverständnis für die aktuelle Situation in Deutschland ist, kommt in einer Vielzahl von offenen Briefen unterschiedlichster Fachgesellschaften aus Deutschland und Europa zum Ausdruck, die uns nach dem Ärztetag 2018 erreichten. Exemplarisch drucken wir hier den offenen Brief des Europäischen Facharztverbandes UEMS aus Brüssel ab, der sehr unmissverständlich formuliert, auf welchem Holzweg wir uns hier befinden.