_ Die allergenspezifische Immuntherapie (AIT) bei Allergien gilt als einzige Therapiemöglichkeit, die den Verlauf allergischer Erkrankungen modifizieren kann. Für einige AIT-Präparate wurde schon ein Langzeiteffekt der Immuntherapie auf die Entwicklung von Asthmasymptomen und den Medikationsbedarf gezeigt. Aber ob die AIT auch den Asthmaprogress günstig beeinflussen kann, war bislang unklar.

Eine prospektive Auswertung von Daten von 1,74 Millionen Versicherten der AOKplus Sachsen, die Eike Gunther Wüstenberg aus Dresden vorstellte, lege einen präventiven Effekt der AIT auf den Asthma-Progress nahe. Identifiziert wurden 39.167 Patienten, für die wenigstens zweimal die ICD-10-Diagnose Asthma kodiert worden war und für die mindestens zweimal die Verordnung eines Asthmamedikaments dokumentiert war (kurzwirksames Betamimetikum [SABA]; inhalatives Glukokortikoid [ICS] oder ICS plus langwirksames Betamimetikum [LABA]). Ein Progress war definiert durch die Eskalation der medikamentösen Therapie nach den Stufen der Global-Initiative-for-Asthma(GINA)-Leitlinien.

4.111 Allergiepatienten hatten eine AIT erhalten. Eine Veränderung von GINA-Stufe 1 zu Stufe 3 betraf zwischen 2007 und 2014 in dieser Gruppe vergleichbar viele Patienten wie in der Gruppe der 35.056 Patienten ohne AIT. Bei den im Basisjahr 2005 12- bis 17-Jährigen war aber eine signifikante Reduktion in der AIT-Gruppe gegenüber den Kontrollen festzustellen. Besonders deutlich ging die Inzidenzkurve zwischen allen Patienten beider Gruppen bei dem Progress von GINA Stufe 3 zu 4 auseinander. Die Zahl der zu behandelnden Patienten, um bei einem Patienten in fünf Jahren eine Verschlechterung von GINA Stufe 3 auf 4 zu vermeiden, beträgt nach diesen Daten, laut Wüstenberg, nur 10,9.

Wüstenberg räumte ein, dass die Auswertung von Versicherungsdaten natürlich fehleranfällig sei. So sei unklar, ob nicht auch Patienten mit chronisch obstruktiver Atemwegserkrankung mit erfasst wurden, die zeitweise fehldiagnostiziert waren oder eine ähnliche Medikation erhalten hatten. Die Ergebnisse waren aber robust, wenn die Wissenschaftler sich auf Patienten mit zusätzlicher Kodierung einer allergischen Rhinitis als Hinweis auf einen atopischen Hintergrund des kodierten Asthmas beschränkten.

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