Bis zu 80 % der erwachsenen Allergiepatienten reagieren auf eine subkutane Immuntherapie (SCIT) mit lokalen Reaktionen. Die Rate von systemischen Nebenwirkungen liegt bei etwa 0,2 % aller Injektionen. Breit angelegte Praxisuntersuchungen zur SCIT-Verträglichkeit bei Kindern fehlten allerdings bisher.

An der zwischen 2012 und 2014 in Deutschland durchgeführten Longitudinal-Kohortenstudie nahmen 17 pädiatrische Praxen und eine pädiatrische Klinik teil, die insgesamt 581 Kinder und Jugendliche zwischen fünf und 18 Jahren routinemäßig mit marktüblichen SCIT-Präparaten ihrer Wahl behandelten und so 8.640 Behandlungen mit insgesamt 10.015 Injektionen dokumentieren konnten.

Bei 54,6 % der Patienten traten mindestens einmal Lokalreaktionen vom Soforttyp auf, 56,1 % entwickelten verzögert auftretende Lokalreaktionen. Systemische Sofortreaktionen wurden bei 2,2 %, verzögerte Systemreaktionen bei 7,4 % gesehen. Schwere systemische Reaktionen, entsprechend einer Grad-III-Reaktion nach Ring und Messmer, wurden bei 0,03 % aller Injektionen dokumentiert. Alle Grad-III-Ereignisse traten innerhalb von 30 Minuten nach der s.c.-Injektion auf. Grad-IV-Reaktionen wurden nicht dokumentiert.

Bei der Suche nach potenziellen Risikofaktoren ergab sich eine statistisch signifikante Korrelation von lokalen Nebenwirkungen mit einer positiven Reaktion auf NaCl im Pricktest — vermutlich lag bei diesen Patienten eine Urticaria factitia vor, so die Autoren. Statistisch signifikante Assoziationen zwischen den eingesetzten Allergenen oder den adjuvantierten Präparaten und unerwünschten Effekten ließen sich insgesamt nicht erkennen. Auch eine auffällig erhöhte Rate von Granulomen unter Präparaten mit Al(OH)3 war in dieser Studie nicht erkennbar.

Fazit: Die SCIT ist auch bei Kindern und Jugendlichen sicher. Lokalreaktionen treten mit einer vergleichbaren Häufigkeit wie bei Erwachsenen auf, die Rate von Systemeffekten ist gering. Überraschend war die erhöhte Zahl von später auftretenden lokalen und systemischen Effekten, hier sollten Allergologen ihre Patienten noch besser aufklären und zum Arztkontakt bei späten Systemreaktionen raten. Lebensbedrohliche Reaktionen wurden nicht gesehen.