Klinisch ist die chronische Urtikaria (CU) gut beschrieben, die Erforschung der zugrunde liegenden Pathomechanismen ist noch nicht ganz so weit. Nach wie vor gelten Mastzellen als die wichtigsten Effektorzellen, neuere Untersuchungen fokussieren nun auf die ebenfalls histamin- und zytokinfreisetzenden Basophilen, deren Immunfunktionen und Zahl bei vielen CU-Patienten verändert ist. Bisherige Befunde lassen allerdings vermuten, dass der klinisch definierten CU verschiedene Basophilen-Pathologien zugrunde liegen. Eine monozentrische Studie an der Universität Marburg dokumentierte nun phänotypische und funktionelle Unterschiede bei den peripheren Basophilen bei CU-Patienten.

Dazu wurden aus den Seren von 60 CU-Patienten sowie zu Kontrollzwecken von zehn Patienten mit einer IgE-vermittelten allergischen Rhinitis und von zehn gesunden Probanden die isolierten Basophilen unter anderem auf ihre Reaktivität bei Aktivierung durch spezifisches anti-FcɛRI sowie zur Kontrolle auf IgE-unabhängiges fMLP (N-Formyl-Methionyl-Leucyl-Phenylalanin) untersucht. Zusätzlich quantifizierten die Forscher die Expression der Immunglobulin-Rezeptoren FcɛRI und FcɛRII auf den Basophilen sowie die oberflächengebundenen IgE- und IgG-Antikörper und bestimmten den Titer von Autoantikörpern gegen Thyroid-Peroxidase (TPO).

Insgesamt konnte das Team bei den CU-Patienten drei immunologisch unterschiedlich reagierende Basophilen-Phänotypen unterscheiden und identifizerte dabei auch erstmalig eine neue Subgruppe. Die Basophilen dieser Patienten waren gegenüber einer FcɛRI-Stimulation inert, exprimierten kaum FcɛRI und FcɛRII und banden nur geringe IgE- und IgG-Antikörper. Die Patienten hatten eine Basopenie und gleichzeitig erhöhte TPO-Antikörpertiter sowie insgesamt schwerere Krankheitssymptome.

Fazit: CU-Patienten lassen sich aufgrund der immunologischen Reaktionen ihrer peripheren Basophilen sowie der Basophilenzahl im Serum unterscheiden, teilweise korreliert der Phänotyp mit der klinischen Symptomatik. Ob das auch therapeutisch genutzt werden kann, müssen weitere Studien zeigen.