_ Anaphylaktische Reaktionen während einer Allgemeinanästhesie werden oft durch Muskelrelaxanzien wie Suxamethonium oder Rocuronium verursacht. Da viele betroffene Patienten erstmalig eine Anästhesie erhalten, müssen für die Erstsensibilisierung andere Substanzen verantwortlich sein. Als Verdächtiger wurde der strukturell ähnliche Hustensaftbestandteil Pholcodin ausgemacht. Daraufhin hatte der einzige Anbieter in Norwegen den Pholcodin-haltigen Hustensaft 2007 vom Markt genommen. Nun wurden die Langzeitfolgen dieses Verzichts dokumentiert [de Pater et al. Allergy 2017; 72: 813–9].

Innerhalb der ersten sechs Jahre seit dem Marktaustritt von Pholcodin sind Norweger kontinuierlich signifikant weniger IgE-sensibilisiert gegen Suxamethonium (0 % nach vier Jahren) und gleichzeitig toleranter gegenüber einer Muskelrelaxansexposition geworden. Zwar nahmen die Muskelrelaxans-bedingten Anaphylaxien unter Anästhesie von 2005 (71 %) bis 2013 (66 %) nur minimal ab, das relative Risiko für eine Anaphylaxie sank aber hochsignifikant auf 0,65 (p < 0,001). Zudem wurden im norwegischen Anaphylaxieregister seit 2009 keine Muskelrelaxans-bedingten Todesfälle mehr registriert (zuvor fünf Todesfälle von 2005–2009).