Für eine Versorgungsstudie nutzten Dresdner Forscher die Daten von gut 1,8 Millionen Versicherten der AOK Plus, deren Mitglieder aus Sachsen und Thüringen stammen. Die Prävalenz der allergischen Rhinitis (AR) betrug laut den ICD-10-Diagnosen der AOK-Versicherten 6,6 % in den Jahren 2005 und 2006. Weitere 3,3 % erhielten in den Jahren 2007 bis 2011 eine AR-Erstdiagnose. 30,6 % respektive 19,7 % der Patienten mit AR waren an Asthma oder atopischer Dermatitis erkrankt. Die Rate lag damit achtmal (Asthma) und viermal (atopische Dermatitis) so hoch wie jene von Patienten ohne AR.

Auffällig war auch das erhöhte Risiko von AR-Patienten für psychische Störungen. So war das Risiko für Depressionen um gut 60 %, für Angststörungen um 50 % und für Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung um 20 % erhöht.

An der Behandlung der Patienten waren mehrere Facharztrichtungen beteiligt. 21 % respektive 32 % der pädiatrischen oder der erwachsenen Patienten wurden bei einem HNO-Arzt vorstellig. Dermatologen waren in die Therapie von 9 % und 16 % der Patienten involviert. Eine ausschließlich allgemeinärztliche Behandlung wurde 20 % und 36 % der AR-Patienten zuteil.

Mindestens eine Verordnung für nicht sedative Antihistaminika erhielten 36 % der Patienten mit AR. Sedierende Präparate aus dieser Substanzgruppe standen bei 5,3 % auf dem Rezept. Antihistaminika sind in Deutschland allerdings frei verkäuflich und diese Zahlen daher mit Vorsicht zu interpretieren. Über die Verschreibung von Glukokortikoid-Nasensprays finden sich keine Angaben.

Gut 16 % der AR-Patienten wurden einer spezifischen Immuntherapie unterzogen, wobei es sich in rund 80 % der Fälle und damit weit überwiegend um die subkutane Applikationsform handelte. Die sublinguale Anwendung lag deutlich dahinter, mit 11 % für die Anwendung von Tropfen und 3 % für die Gabe von Tabletten.

Fazit: Die Autoren finden es überraschend, dass die kausale Therapie der AR verhältnismäßig selten angewendet wird. Schließlich gebe es nicht viele chronische Leiden, die sich kausal behandeln ließen. Die AR gehöre dazu. Insgesamt sei angesichts der Prävalenz- und Inzidenzzahlen von einer erheblichen AR-bedingten Krankheitslast in Deutschland auszugehen, nicht zuletzt mit Blick auf psychische Erkrankungen.