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In der Rubrik „Literatur kompakt“ werden die wichtigsten Originalarbeiten aus der internationalen Fachliteratur referiert.

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Um den Nutzen einer spezifischen Immuntherapie (SIT) beim atopischen Ekzem zu prüfen, haben britische und spanische Pädiater und Dermatologen bis Mitte 2015 veröffentlichte Studien, Datenbankeinträge, Registerdaten und Konferenzbeiträge durchforstet. Von mehr als 1.500 Publikationen genügten 26 Reports zu insgesamt zwölf randomisierten kontrollierten Studien den Einschlusskriterien. Zudem wurden alle Erstautoren kontaktiert und um weitere Informationen gebeten. Es konnten schließlich die Befunde von 733 Kindern und Erwachsenen ausgewertet werden.

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Atopisches Ekzem: Spezifische Immuntherapie trägt nichts zur Besserung bei.

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Die meisten Studienteilnehmer (in zehn Studien) hatten eine Hausstaubmilbenallergie. In einer anderen Studie lag bei den Teilnehmern eine Hausstaubmilben- oder Graspollenallergie vor, und in einer weiteren handelte es sich um eine Allergie gegen ein nicht spezifiziertes Inhalationsallergen. Meist wurde eine subkutane Immuntherapie angewandt (sechs Studien). In vier Studien wurde eine sublinguale Immuntherapie geprüft und in jeweils einer eine intradermale oder orale Applikation. Acht Studien waren placebokontrolliert, in vier Studien wurde mit der Standardtherapie, etwa mit topischen Glukokortikoiden, verglichen. Nur in einer Studie lag die Behandlungsdauer nur bei einem Jahr, in allen anderen bei mindestens einem Jahr. Primärer Endpunkt waren die von Studienteilnehmern oder deren Eltern gemachten Angaben zur Schwere der Symptomatik am Therapieende, zu Ekzemsymptomen und Nebenwirkungen. Die Wahrscheinlichkeit für eine systematische Verzerrung wurde von den Studienautoren als moderat eingestuft.

Aus der in Zusammenarbeit mit der Cochrane Collaboration vorgenommenen systematischen Untersuchung geht hervor, dass es in drei Studien mit mehr als 200 Teilnehmern keinen signifikanten Unterschied zu Maßnahmen ohne Immuntherapie gab. In zwei Studien mit insgesamt nur 85 Teilnehmern sei dagegen ein signifikanter Unterschied bei den Parametern SCORAD (SCORing Atopic Dermatitis) und Juckreiz dokumentiert worden. Offenbar war eine Metaanalyse wegen der extrem hohen statistischen Heterogenität der berücksichtigten Studien – also die Streuung zwischen den Studien – nur eingeschränkt möglich. Berechnet wurde das Maß I2, also das Verhältnis der Varianz zwischen den Studien zur totalen Varianz in der Metaanalyse (Wert zwischen 0 % und 100 %). Der errechnete Wert lag bei 75 %. Zudem war insgesamt betrachtet die Evidenzqualität der Studien mangelhaft. Hinweise auf Nebenwirkungen der Immuntherapie hätten sie nicht entdeckt, so die Dermatologen.

Fazit: Mit der spezifischen Immuntherapie, sei es durch sublinguale, orale, subkutane oder intradermale Applikation, lässt sich beim atopischen Ekzem keine Verbesserung der Symptomatik und der vom Patienten berichteten SCORAD-Werte im Vergleich zur Placebo- oder Nichtbehandlung erzielen. Wegen der geringen Evidenzqualität der Studien sei ein positiver Effekt jedoch nicht grundsätzlich auszuschließen, so die Studienautoren.