Kürzlich wurden erstmals die Ergebnisse der Online-Umfrage ATTENTUS, deren Ziel es war, den Einfluss der chronischen Urtikaria auf das Leben der Patienten und die Inanspruchnahme des deutschen Gesundheitssystems unter Alltagsbedingungen zu bewerten, präsentiert — auf der diesjährigen DDG-KOMPAKT-Tagung in Leipzig. 17.500 Patienten mit chronischer Urtikaria, also Patienten mit chronischer induzierbarer und/oder chronischer spontaner Urtikaria (csU) nahmen an der Umfrage teil. Insgesamt lagen der Auswertung die Angaben von mehr als 9.000 Patienten mit chronischer Urtikaria zugrunde [Maurer M et al. Br J Dermatol 2015; doi: 10.1111/bjd.14203]. Als ein elementares Ergebnis der Umfrage bestätigte sich die hohe Krankheitslast der csU-Patienten nun erstmals auch aus der Sicht der Patienten: 44 % der Patienten gaben an, über das gesamte Jahr unter den stark einschränkenden Beschwerden (juckende Quaddeln und/oder schmerzende Angioödeme) zu leiden, aber nur etwa ein Drittel dieser Patienten ist in ärztlicher Behandlung. Ebenso sind 74 % der langjährig Betroffenen 15 Jahre oder länger nicht mehr beim Arzt gewesen. Gründe dafür waren Unzufriedenheit mit bisherigen Therapieversuchen und der Glaube, sich selbst besser therapieren zu können als ein Arzt.

Weiteren Aufschluss über die Schwere der Erkrankung und die aktuellen Behandlungen gibt auch eine erste Baseline-Auswertung der europaweiten Studie AWARE. Obwohl in AWARE mehr als 80 % der csU-Patienten medikamentös behandelt wurden, wies der Urtikariakontrolltest mit dem geringen Wert von 7,9 eine nur unzureichende Krankheitskontrolle auf. Etwa 30 % der csU-Patienten mussten laut der Studie aufgrund der Symptome das Krankenhaus aufsuchen und Notärzte in Anspruch nehmen [Maurer M et al., Studie AWARE, Poster „P038“ Jahreskongress der DDG 2015].

Den Einsatz einer effektiven Behandlung fordert auch die aktuelle Behandlungsleitlinie, da sie als oberstes Therapieziel die vollständige Beschwerdefreiheit ausgibt [Zuberbier et al. Allergy 2014; 69:868-87]. Die auf der ersten und zweiten Behandlungsstufe empfohlenen H1-Antihistaminika (H1AH) helfen oftmals nicht, um die vollständige Beschwerdefreiheit zu erreichen. Seit der Zulassung von Omalizumab (Xolair®) kann die Unterversorgung, die aus AWARE und ATTENTUS hervorgeht, bewältigt werden. Die schnelle und effektive Wirkung von Omalizumab 300 mg, die bereits aus dem Phase-III-Zulassungsstudienprogramm hervorging, wird durch die Ergebnisse der Studie X-ACT bestätigt [Staubach P et al., Studie X-ACT, EAACI-Kongress 2015]: Omalizumab 300 mg alle vier Wochen reduzierte signifikant Größe und Frequenz von Angioödemen (im Vergleich zu Placebo). Dies führte zu einer signifikanten Verbesserung der Lebensqualität. Am Ende der Behandlungszeit empfanden über 50 % der Patienten in der Omalizumab-Gruppe keine Beeinträchtigung der Lebensqualität mehr, gegenüber 19,1 % der Patienten unter Placebo.