Gelpflaster, in denen kaltes Plasma auf elektrochemischer Basis Stickstoff und Sauerstoff aus der Umgebungsluft aktiviert, können das Wachstum pathogener Bakterien in Wunden offenbar deutlich eindämmen und die Wundheilung stimulieren, wie eine internationale Studie zeigt.

Chronische Wundinfektionen gelten insbesondere mit Blick auf die wachsende Zahl von Menschen mit Diabetes inzwischen als stille Pandemie. Nach Prognosen wird es bis 2030 weltweit ca. 580 Millionen Diabetespatienten geben, davon in Deutschland ca. 12 Millionen. Mehr als 30% von ihnen werden im Laufe ihres Lebens ein Geschwür bekommen, von denen sich wiederum 60% infizieren werden. Antimikrobielle Resistenzen verursachen das eskalierende Problem, welches durch den verstärkten Antibiotikaeinsatz bald außer Kontrolle geraten könnte.

Bislang stützt sich die Behandlung chronischer Wunden auf nur wenige Optionen wie manuelles Débridement, silberhaltige Wundauflagen, Hauttransplantationen oder die Vakuumversiegelungstherapie, die alle nur einen Teil des Problems angehen. Schwere Infektionen erfordern systemische Antibiotika oder eine Amputation, wenn alles andere versagt.

Nun meldet ein Forschungsteam aus Australien, Japan, Großbritannien und den USA in einer Studie einen Durchbruch mit der sogenannten plasmaaktivierten Hydrogeltherapie (PAHT) zur Behandlung chronischer Wunden. Bei dem neuen Verfahren werden in Wundauflagen Polyvinylalkohol(PVA)-Hydrogelfilme mit einem kalten Helium-Plasmastrahl hydratisiert: Dies verstärkt elektrochemisch die Produktion von Wasserstoffperoxid (H2O2), dem wichtigsten antibakteriellen Wirkstoff des PVA-Hydrogels. Die H2O2-Dosis lässt sich mittels Pflasterkonzentration und Zeitrahmen (2,5-20 Minuten im Studientest) an die jeweilige Heilungsphase von der Infektionsbeseitigung bis zur Rezidivverhinderung anpassen.

Insgesamt zeigt diese Studie nach Meinung der Autoren, dass der neue PAHT-Verband eine vielversprechende Alternative zu bisherigen Therapien zur Bekämpfung von Wundinfektionen und zur Förderung der Wundheilung darstellt.

Die Studie bezog sich zwar nur auf das diabetische Fußulkus, die Technik ließe sich aber auf alle chronischen Wunden und inneren Infektionen übertragen, erklären die Autoren. Möglicherweise könnten damit künftig sogar Tumoren behandelt werden.

Quelle: Sabrin S et al. Adv. Funct. Mater. 2024; https://doi.org/10.1002/adfm.202314345