Wir detektierten bei einem Patienten einen Typ-2-Diabetes. Ich erklärte ihm die Erkrankung, er verstand alles und hatte keine weiteren Fragen. Da der HbA1c-Wert nur bei 6,4% lag, vereinbarten wir primär lebensstilmodifizierende Maßnahmen und meldeten ihn zum DMP an. Eine Medikation erachtete ich nicht für notwendig.

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„Eins darfst du dir aussuchen, Dieter!“

Ich glaubte schon, alles sei geklärt - aber da hatte ich nicht mit der Ehefrau gerechnet! Am Abend hatte ich einen Fragenkatalog im Posteingang:

  • Wird das Blut vom Dieter (Name geändert) jetzt regelmäßig untersucht?

  • Braucht er wirklich keine Medikamente? Sie selbst kenne Kollegen, die zwei große Tabletten am Tag nehmen müssen.

  • Sind die großen Venen an seinen Waden („Haben Sie bestimmt gesehen!“) schlimm?

  • Jetzt ist bald Schützenfest, „wo ‚gesund‘ auf der Strecke bleibt“ - ist das gefährlich?

  • Hängt das mit dem Zucker zusammen, dass Dieters Unterhemden in letzter Zeit so braune Ränder und Flecken haben, die beim Waschen nicht rausgehen, v. a. unter den Armen?

  • Er hat in letzter Zeit viel Honig gegessen, auch bei der Arbeit - damit ist jetzt Schluss!

  • Muss er sein Herz untersuchen lassen?

  • Muss er sich „sehr strikt“ an die ganzen Ernährungsempfehlungen halten?

Die Ehefrau beschrieb ihre Bedenken, dass die vielen Einschränkungen beim Essen dem Patient, der auch an Gicht und Arthrose leidet, einen guten Teil seiner Lebensfreude rauben könnten. Sie entschuldigte sich für die vielen Fragen und bedankte sich für die Hilfe. Ich fand das sehr rührend. Die Frau machte sich wirklich Sorgen und war aufgeregt, hatte aber versucht, systematisch alle Fragen abzuklären. Eine gute Bezugsperson!