Wer Patientinnen und Patienten gegen Gicht behandelt, sollte auch deren Herz und Gefäße im Blick behalten: Eine Studie hat eine erhöhte Inzidenz von zwölf kardiovaskulären Störungen ans Licht gebracht.

Den Zusammenhang von Gicht mit dem kardiovaskulären Risiko betroffener Menschen hat ein Team der University of Glasgow im Zuge einer gematchten Fall-Kontroll-Studie erforscht. Daten von rund 150.000 Gichtpatienten und 710.000 Kontrollpersonen ohne Gicht aus den Jahren 2000- 2017 gelangten in die Analyse.

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Laufende Herzkontrollen: Wichtig bei Gichtpatienten.

Vermehrt Klinikeinweisungen, vermehrt Todesfälle

Im Laufe einer median 6,5-jährigen Nachbeobachtungszeit zogen sich 20,6% der Teilnehmenden in der Gichtgruppe und 15,0% der Kontrollen ein kardiovaskuläres Leiden zu. Die Risikoerhöhung für die Gichtpatienten verglichen mit der Kontrollgruppe betrug 58%. Frauen stellten rund ein Fünftel der Gichtkranken, ihr kardiovaskuläres Risiko war aber stärker erhöht als das der Männer (88% vs. 49%). Besonders stark erhöht war die Gefahr für Herz und Gefäße für jene Patienten, die bereits vor einem Alter von 45 Jahren an Gicht erkrankt waren, die Inzidenz kardiovaskulärer Krankheiten stieg in diesen Fällen um 122%. Die Risikosteigerung für Gichtpatienten bezog sich auch auf Krankenhauseinweisungen und Todesfälle mit kardiovaskulärer Ursache (+33% bzw. +41%).

Die Forschenden überprüften den Zusammenhang mit Gicht für zwölf kardiovaskuläre Leiden. Unter die Kategorie Atherosklerose fielen koronare Herzkrankheit, periphere arterielle Verschlusskrankheit und Zerebralinsult; als degenerative und thromboembolische Erkrankungen zählten Herzinsuffizienz, Erkrankungen der Herzklappen und venöse Thrombo- bzw. Lungenembolie; zu den Rhythmusstörungen gehörten Vorhofflimmern oder -flattern, Leitungsstörungen und supraventrikuläre Arrhythmien; weitere Störungen waren Myo- bzw. Perikarditis, Aortenaneurysma sowie infektiöse Endokarditis. In allen genannten Indikationen bestand ein Risikoüberschuss zuungunsten der Patienten mit Gicht im Vergleich zu den Kontrollen.

Fazit der Autoren: Es gilt, Strategien zur Reduktion des kardiovaskulären Risikos von Gichtpatienten zu entwickeln und diese in der Praxis zu implementieren.

Quelle: Ferguson LD et al. Lancet Rheumatol 2024; https://doi.org/10.1016/S2665-9913(23)00338-7