In zwei hochwertigen Studien wurde der Zusammenhang zwischen Demenz und der Einnahme von Protonenpumpeninhibitoren (PPI) analysiert. Die Ergebnisse lassen die Diskussion über die schädigende Wirkung der Mittel wieder aufflammen.

Für die eine Studie wurden Daten von 5.712 demenzfreien Teilnehmenden einer US-amerikanische Kohortenstudie zur Atherosklerose ausgewertet. Der Altersschnitt betrug 75,4 ± 5,1 Jahre. Für PPI-Nutzer wurde die kumulative Einnahmezeit berechnet; sie lag zwischen 112 Tagen und 20,3 Jahren. Während der Nachbeobachtungszeit von durchschnittlich 5,5 Jahren wurden 585 Fälle von Demenz festgestellt. Wer PPI über insgesamt > 4,4 Jahre einnahm, hatte ein um 33% höheres Demenzrisiko als Menschen ohne PPI-Einnahme (Hazard Ratio 1,3; 95%-Konfidenzintervall: 1,0-1,8). Bei geringerer Dauer war der Zusammenhang nicht signifikant.

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Wie viele PPI hat sie in ihrem Leben eingenommen?

Für die andere Studie wurden die Daten von 1.983.785 Personen im Alter von 60-75 Jahren aus einer dänischen Kohorte analysiert. Über ein medianes Follow-up von 10 Jahren traten 99.384 Demenzfälle auf, die nach dem Alter bei Erstdiagnose in Gruppen eingeteilt wurden. Nun wurden in jeder Altersgruppe die Inzidenzen von Menschen mit und Menschen ohne PPI-Einnahme verglichen.

Das Inzidenzratenverhältnis betrug bei den 60- bis 69-Jährigen 1,36 (95%-Konfidenzintervall: 1,29-1,43), im Alter von 79-79 Jahren 1,12 (1,09-1,15), bei den 80- bis 89-Jährigen 1,06 (1,03-1,09) und im Alter über 90 Jahren 1,03 (0,91-1,17). Mit längerer PPI-Behandlung stieg das Risiko. Die Demenz-Inzidenz im Alter < 90 Jahren war auch erhöht, wenn der Beginn der PPI-Einnahme > 15 Jahre zurücklag.

Quellen: Northuis CA, Bell EJ, Lutsey PL et al. Cumulative Use of Proton Pump Inhibitors and Risk of Dementia: The Atherosclerosis Risk in Communities Study. Neurology. 2023;101:e1771-8 Pourhadi N, Janbek J, Jensen-Dahm C et al. Proton pump inhibitors and dementia: a nationwide population-based study. Alzheimers Dement. 2024;20:837-45

MMW-Kommentar

Offenbar gibt es ein erhöhtes Demenzrisiko, wenn PPI sehr lange eingenommen werden. Dies gilt nicht für die klassische „Altersdemenz“ nach dem 90. Lebensjahr. Natürlich zeigen Kohortenstudien nur Zusammenhänge, nie Kausalitäten. So könnten auch Erkrankungen, die zu einer PPI-Einnahme führen, das Demenzrisiko erhöhen. Auch wurden die Demenzätiologien nicht differenziert.

Aktuell gibt es nur wenige Indikationen für eine PPI-Langzeitanwendung, etwa eine schwere gastroösophageale Refluxkrankheit oder einen Barrett-Ösophagus. Aber auch andere Patienten erhalten oft PPI. Angesichts der neuen Daten sollte man bei Anwendungen über > 4 Jahre noch mal kritisch auf die Notwendigkeit der Dauertherapie schauen.

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Prof. Dr. med. Thomas Duning

Klinik für Neurologie, Klinikum Bremen-Ost