In einer kleineren Studie mit prospektiv erhobenen Kopfschmerzdaten zeigt sich, dass eine Impfung gegen COVID-19 die Zahl der Migränetage erhöhen kann. Allerdings gehen sie nach einem Monat wieder zurück auf den Ausgangswert.

547 Migränepatientinnen und -patienten, die während der COVID-19-Pandemie ein Kopfschmerztagebuch geführt hatten, erhielten einen Fragebogen zu Covid-Erkrankungen und -Impfungen. 59 konnten in die Analyse der Infektionsfolgen und 147 in jene der Folgen der Impfung einbezogen werden. Sie waren im Mittel 48 Jahre alt, 83% waren Frauen. Monatlich hatten sie im Schnitt 6,3 Migränetage.

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© Mindful Media / Getty Images / iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Im Schnitt geht die Impfung mit einem zusätzlichen Migränetag einher.

Die Covid-Impfung war im ersten Monat mit einem Anstieg der monatlichen Migränetage verbunden (+1,06, 95%-Konfidenzintervall 0,57-1,55, p < 0,001). Es gab auch mehr Tage mit Kopfschmerzen (+1,52, 0,91-2,14, p < 0,001) und mehr Tage, an denen eine Akutmedikation eingenommen wurde (+0,72, 0,33-1,12, p < 0,001). Im zweiten Monat gingen die Migränetage auf den Ausgangswert zurück.

Die Covid-Infektion erhöhte lediglich die Zahl der Tage mit Einnahme von Akutmedikation (+1,11, 0,10-1,62, p < 0,027).

Quelle: van der Arend BWH, Bloemhof MM, van der Schoor AG et al. Effect of COVID vaccination on monthly migraine days: a longitudinal cohort study. Cephalalgia. 2023;43:3331024231198792

MMW-Kommentar

Die Studie ist sehr wichtig, da sie im Gegensatz zu vielen anderen die migränebezogenen Daten prospektiv erhoben hat. Die Studie zeigt, dass die Covid-Impfung tatsächlich zu einer Zunahme der Migräneaktivität führen kann, wenn auch nur im ersten Monat. Für Aussagen über die Folgen der Infektion erscheint die Population als zu klein.

Im klinischen Alltag ist darüber hinaus zu beobachten, dass es nach einer Infektion zu einer deutlichen Verschlechterung der Migräne kommen kann. In wenigen Fällen kann auch ein New Daily Persistent Headache auftreten.

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Prof. Dr. med. Hans-Christoph Diener

Klinische Neurowissenschaften, Universität Duisburg-Essen