Bei Multipler Sklerose (MS) sind spastikassoziierte Beschwerden eine Hauptursache für funktionelle Einschränkungen und Einbußen der Lebensqualität. Übliche Muskelrelaxanzien wie Baclofen oder Tizanidin sind nach den Worten von Prof. Mathias Mäurer, Chefarzt der Klinik für Neurologie und Neurologische Frührehabilitation am Klinikum Würzburg, bei vielen Menschen mit MS nicht besonders beliebt. Das liege u. a. daran, dass die damit erreichte Muskeltonussenkung über das Ziel hinausschießen und zu Kraftminderungen führen kann. Zudem wirken diese Medikamente sedierend.

Eine verträgliche Alternative bietet das Oromukosalspray Nabiximols (Sativex®), das die Cannabinoide Delta-9-Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) im Verhältnis von 1:1 enthält und das einzige in Deutschland zugelassene Fertigarzneimittel auf Cannabisbasis zur Add-on-Behandlung der MS-assoziierten Spastik ist.

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Fertigarzneimittel bevorzugt

Als Fertigarzneimittel mit gut dokumentierter Wirksamkeit und Sicherheit sei Nabiximols anderen cannabinoidhaltigen Optionen wie Cannabisblüten vorzuziehen, betonte Mäurer. Einer systematischen Metaanalyse von Anwendungsstudien zufolge waren die meisten Nebenwirkungen unter Nabiximols mild bis moderat und klangen nach der Titrationsphase ab [1]. Kognitive Funktionen werden durch Nabiximols nicht beeinträchtigt [2]. Auch die Fahrtüchtigkeit bleibt erhalten [3]. Nach Mäurers Erfahrung wird Nabiximols von den meisten damit Behandelten in der richtigen Dosierung eingenommen und scheine demnach einen Substanzmissbrauch nicht zu fördern.

Quellen: [1] Akgün K et al. J Cent Nerv Syst Dis. 2019;11: 117957351983199; [2] Dykukha I et al. Mult Scler Relat Disord. 2022; 68:104173; [3] Freidel M et al. Acta Neurol Scand. 2015;131: 9-16; Symposium „Neue Arzneimittelrichtlinie Cannabis - Warum Fertigarzneimittel die bessere Option sind“, im Rahmen des Deutschen Schmerzkongresses, Mannheim, 20. Oktober 2023 (Veranstalter: Almirall)