Patientinnen und Patienten mit Leberzirrhose werden zur Verbesserung der Lebensqualität häufig routinemäßig mit Lactulose behandelt - auch wenn vorher nicht getestet wurde, ob zumindest eine minimale hepatische Enzephalopathie (HE) vorliegt. Nun wurde erstmals untersucht, ob dieser „ungefilterte“ Einsatz überhaupt sinnvoll ist.

52 Patientinnen und Patienten mit einer Leberzirrhose und portaler Hypertonie ohne bisherige Episode einer HE mit schlechter Lebensqualität und Einschränkung der täglichen Leistungsfähigkeit erhielten randomisiert über 28 Tage entweder Lactulose oder keine HE-spezifische Behandlung. Der mittlere Score im Model for the Endstage of Liver Disease (MELD) lag bei 10,5 Punkten. 56% der Teilnehmenden hatten Aszites.

Der primäre Endpunkt war die Veränderung der Lebensqualität, gemessen mit dem validierten Fragebogen Short Form-8 (SF-8). Sekundäre Endpunkte umfassten eine Verbesserung der kognitiven Funktion, der Schlafqualität und der Leistungsfähigkeit, jeweils ermittelt per Fragebogen.

Die vierwöchige Lactulose-Behandlung ergab keine signifikante Verbesserung der Lebensqualität im Vergleich zum Kontrollarm (SF-8-Verbesserung: 8,1 vs. 6,6 Punkte, p = 0,6). Allerdings war die Einnahme mit signifikanten Verbesserungen der kognitiven Funktion (p = 0,002), der Schlafqualität (p = 0,001) und der Leistungsfähigkeit (p = 0,02) assoziiert.

Quelle: Tapper EB, Ospina E, Salim N et al. Lactulose therapy for patients with cirrhosis, portal hypertension, and poor patient-reported outcomes: The Mi-Kristal trial. Hepatology. 2023;78:1159-67

MMW-Kommentar

Das Management von Patienten mit Leberzirrhose fokussiert sich häufig fast ausschließlich auf die Behandlung von Komplikationen. Die Lebensqualität der Patienten, also deren subjektive Wahrnehmung, geht jedoch über den Erhalt der körperlichen Funktionsfähigkeit hinaus. Erfahrungsgemäß wird ein Großteil aber zumindest mit Lactulose behandelt - wenn auch ohne klare Indikation.

Dass in dieser Studie keine Lebensqualitätsverbesserung beobachtet wurde, könnte am kurzen Behandlungszeitraum von nur 28 Tagen liegen. Diese Hypothese wird durch die Verbesserung relevanter sekundärer Endpunkte (kognitive Funktion, Schlafqualität) gestützt, die sich nach längerer Behandlung bzw. Nachverfolgung in einer Verbesserung der Lebensqualität widerspiegeln könnten.

Dies ist jedoch zum aktuellen Zeitraum rein hypothetisch und bedarf weiterer Untersuchungen. Der Hauptautor hat bereits eine Folgestudie mit längerer Behandlungsdauer aufgesetzt.

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Dr. med. Eva M. Schleicher

I. Medizinische Klinik, Universitätsmedizin Mainz

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PD Dr. med. Christian Labenz

I. Medizinische Klinik, Universitätsmedizin Mainz