Die Kosten einer Gentherapie können in die Millionen gehen. Einerseits muss dem medizinischen Fortschritt Rechnung getragen werden, andererseits darf das Solidarsystem nicht überfordert werden. „Mit dem AMNOG haben wir das Paradigma zur Nutzenbewertung und Bepreisung bekommen“, sagte Prof. Jürgen Wasem, Gesundheitsökonom von der Uni Duisburg-Essen. „Es gibt allerdings Situationen, in denen keine randomisiert-kontrollierten Studien gemacht werden können, etwa bei seltenen Erkrankungen.“ Damit auch die Gentherapien abgebildet werden können, müssten flexible Anpassungen erfolgen.

Der Nutzen von Gentherapien sei zum Zeitpunkt der Preisverhandlungen meist nicht abschließend zu bewerten, merkte der Medizinrechtler Dr. Gerhard Nitz aus Berlin an. Zudem sei der Vergleich mit Jahrestherapiekosten schwierig, da es bei diesen Therapien keine Jahreskosten gebe. Um im Rahmen eines Pay-per-Performance-Modells den Erfolg zu beurteilen, brauche es die richtigen klinischen Endpunkte, ergänzte Dr. Andreas Ziegler, Neuropädiater vom Uniklinikum Heidelberg. Eine Weiterentwicklung des AMNOG sei dringend notwendig. Wegen der großen Fortschritte und zunehmenden Individualisierung der Therapien sei Eile geboten.

Quelle: Symposium „Gentherapien: Brauchen wir einen Paradigmenwechsel bei der Erstattung?“, Berlin, 6. November 2023 (Veranstalter: Springer Medizin Verlag und Pfizer)