Eine große Herausforderung bei der Prävention sind Erkrankungen, die sich über einen längeren Zeitraum symptomlos entwickeln und erst spät erkannt werden. Der staatliche Gesundheitsdienst NHS im Vereinigten Königreich hat offenbar eine gute Möglichkeit zur Vorbeugung gefunden.

Im Rahmen des Präventionsprogramms „NHS Health Check“ werden seit 2009 gesunde Erwachsene im Alter von 40-74 Jahren eingeladen, ihre Hausarztpraxen aufzusuchen, um dort körperliche Untersuchungen und Bluttests durchführen zu lassen sowie Fragen zu einer gesunden Lebensweise zu besprechen. Anschließend werden den Teilnehmenden Unterstützung und Leistungen angeboten, um mögliche Erkrankungen zu verhindern oder hinauszuzögern.

In die Studie flossen die Daten von fast 100.000 Teilnehmenden ein

In einer prospektiven Studie wurde nun die längerfristige Wirksamkeit des Programms untersucht. Das Forschungsteam verglich die neu aufgetretenen Diagnosen aus der UK Biobank von 48.602 Teilnehmenden des NHS Health Check über einen durchschnittlichen Zeitraum von neun Jahren mit denen von derselben Anzahl Personen, die das Programm nicht absolviert hatten.

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Eine grundlegende körperliche Untersuchung ist Bestandteil des NHS Health Checks.

Die Ergebnisse: In den ersten beiden Jahren nach dem Gesundheitscheck wurden bei den Teilnehmenden im Vergleich zur Kontrollgruppe zwar höhere Raten für Bluthochdruck, erhöhten Cholesterinspiegel, chronische Nierenerkrankung und Fettlebererkrankung festgestellt. Langfristig hatten sie jedoch ein deutlich geringeres Risiko für Erkrankungen sämtlicher Organsysteme sowie eine niedrigere Rate an kardiovaskulärer und Gesamtmortalität. In den auf Störfaktoren adjustierten Modellen wiesen die Check-Teilnehmenden signifikant niedrigere Diagnoseraten für Demenz (-19%), Herzinfarkt (-15%), Vorhofflimmern (-9%), akutes Nierenversagen (-23%), Leberzirrhose (-44%) sowie Gesamtmortalität und kardiovaskuläre Sterblichkeit (beide -23%) auf.

Asymptomatische Erkrankungen werden verstärkt aufgedeckt

Die vermehrten Diagnosen zu Beginn des Programms, wie etwa Hypertonie, deuten nach Meinung der Forschenden darauf hin, dass nicht diagnostizierte oder präklinische Erkrankungen verstärkt aufgedeckt werden. Diese sind in der Regel asymptomatisch und haben eine lange präklinische Phase. Deren Therapie trägt aber zu den verbesserten Gesundheitsergebnissen Jahre später bei.

Fazit der Autoren: Durch die Untersuchungen kommt es zur verstärkten Erkennung und Behandlung von Risikofaktoren, zum anderen werden die Patientinnen und Patienten regelmäßig dabei unterstützt, ungesunde Verhaltensweisen, wie mangelnde Bewegung und Rauchen, abzulegen. Und: Das Programm führt auch zu einem besseren Management zugrunde liegender aktiver Krankheitsprozesse wie Atherosklerose und Vorhofflimmern.

Quelle: McCracken C et al. BMC Med 2024; https://doi.org/10.1186/s12916-023-03187-w