Digitale Gesundheitsanwendungen, kurz DiGA, sind bei bestimmten psychischen Erkrankungen hilfreich - womöglich auch, weil sie achtsamkeitsbasierte Interventionen enthalten.

figure 1

© Beaunitta Van Wyk / peopleimages.com / Stock.adobe.com

Seit Oktober 2020 sind DiGA Teil des Leistungsspektrums der gesetzlichen Krankenkassen und können bei zahlreichen Indikationen wie Diabetes mellitus oder Rückenschmerzen verschrieben werden. Im Verzeichnis des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) finden sich aktuell auch 13 solcher Apps auf Rezept für Depres- sionen und Angststörungen. Alle beruhen auf Methoden der kognitiven Verhaltenstherapie, wobei z. B. Deprexis und HelloBetter Panik auch auf achtsamkeitsbasierte Interventionen setzen. Bei dieser Technik gilt es, den gegenwärtigen Moment bewusst und ohne Bewertung wahrzunehmen.

In einer aktuellen Metaanalyse von 45 randomisierten kontrollierten Studien wurde nun der tatsächliche Effekt einer Behandlung mit rein auf dem Prinzip der Achtsamkeit basierenden Apps auf die Symptome von Depressionen und Angststörungen bestimmt. Verglichen wurde die Intervention jeweils entweder mit einer Kontrollbedingung (z. B. Warteliste) oder einer vergleichbaren aktiven Therapie (z. B. Intervention in Präsenz).

Sowohl für die Beschwerden bei Depression als auch bei Angststörungen hatten die Apps zwar nur einen kleinen, aber signifikanten positiven Effekt (Wirkungsstärke g = 0,24 bzw. 0,28). Einer aktiven Intervention waren sie in dieser Hinsicht jedoch nicht überlegen. Unklar ist auch, wie lange der positive Effekt wirklich anhält. Laut der in der Studie berechneten „number needed to treat“ müssten bei beiden Indikationen jeweils über zehn Personen die Anwendung nutzen, damit sich die Symptome einer Person verbessern.

Die Autorinnen und Autoren der Metaanalyse bewerten Achtsamkeits-Apps am ehesten für asymptomatische oder Risikopersonen in einem prophylaktischen Ansatz als sinnvoll. Darüber hinaus könnten sie auch eingesetzt werden, um Menschen zu unterstützen, die auf eine psychotherapeutische Behandlung warten. Hausärztinnen und -ärzte sind dabei oft wichtige Ansprechpersonen für Betroffene und können bereits dann niederschwellige, psychosoziale Interventionen wie DiGA einsetzen.

Quelle: Linardon J et al. Clinical Psychology Review 2024; https://doi.org/10.1016/j.cpr.2023.102370