Vielen Menschen, die an Tinnitus leiden, fällt es schwer, sich zu konzentrieren. Das liegt aber möglicherweise nicht am Tinnitus per se, sondern eher an einer begleitenden Schwerhörigkeit, wie die Ergebnisse einer türkischen Studie nahelegen.

In ihr wurden 30 Tinnituskranke mit normalem Hörvermögen einer ebenso großen Kontrollgruppe ohne Beeinträchtigungen (auch ohne Tinnitus) gegenübergestellt. In beiden Gruppen waren die kognitiven Fähigkeiten normal. Bezüglich Alter, Geschlecht und Bildungsgrad waren beide aufeinander abgestimmt, Personen mit psychiatrischen oder neurologischen Begleiterkrankungen waren ausgeschlossen. Bei den Tinnituserkrankten betrug der Wert im Tinnitus Handicap Inventory (THI) mindestens 2.

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Hörtest: Hypakusis hat negative Folgen für kognitive Funktionen.

Das Konzentrationsvermögen wurde mit dem Stroop-Test erhoben. Dieser beruht auf dem Phänomen, dass es Menschen schwerfällt, die Farbe von Wörtern zu nennen, wenn diese Wörter in einer anderen Farbe erscheinen als das Wort bezeichnet (z. B. „gelb“ in der Farbe Grün). In den fünf Sektionen des Tests fand sich kein signifikanter Unterschied zwischen Personen mit und ohne Tinnitus, die Aufgaben wurden in der gleichen Zeit bzw. mit der gleichen Anzahl von Fehlern absolviert.

Auch der WAIS-R-Digit-Span-Test, mit dem die Gedächtnisspanne auf die Probe gestellt wurde (Anzahl von Ziffern, die korrekt vorwärts und rückwärts wiederholt werden können), zeigte nahezu gleiche Ergebnisse.

Auf die Frage 1 im THI („Fällt es Ihnen aufgrund Ihres Tinnitus schwer, sich zu konzentrieren?“) hatten 20 Betroffene mit „ja“ oder „manchmal“ geantwortet. Wenn man diese jedoch mit 20 abgestimmten Kontrollpersonen ohne Tinnitus verglich, ergaben sich ebenfalls keine signifikanten Unterschiede in den genannten Tests.

Nach Auffassung der Autoren bestätigt die Studie: Konzentration und Gedächtnisleistung sind bei Personen mit und ohne Tinnitus ähnlich, sofern das Hörvermögen unbeeinträchtigt ist. Dass sich Schwerhörigkeit negativ auf kognitive Funktionen auswirkt, sei aus mehreren Untersuchungen bekannt.

Quelle: Sakarya MD et al. J Am Acad Audiol 2023; https://doi.org/10.1055/a-2214-7927