Die Inzidenz an kolorektalen Karzinomen (KRK) in der Bevölkerung < 50 Jahren nimmt seit Jahren zu. Eine Auswertung zeigt, dass diese Gruppe häufiger bereits das Stadium IV erreicht hat, aber insgesamt ähnlich schnell behandelt wird wie Ältere.

Ausgewertet wurden kanadische Daten von 90.225 Erwachsenen aus den Jahren 2003-2018. Personen mit bestehender Krebs- oder chronisch-entzündlicher Darmerkrankung wurden nicht ausgeschlossen. Gemessen wurde die Zeit zwischen symptomatischer Erstpräsentation und Diagnosestellung sowie von Diagnose bis Therapiebeginn.

Die Hauptsymptome waren unspezifische Bauchschmerzen (59%) und peranaler Blutabgang (22%). 7,6% der KRK-Patienten waren jünger als 50 Jahre. Im Vergleich zu Älteren war bei ihnen der Frauenanteil höher, und sie stellten sich häufiger notfallmäßig vor. Auch waren ein fortgeschrittenes, metastasiertes Tumorstadium (20%, p < 0,001) und eine Lokalisation im Rektum (23%, p < 0,001) häufiger.

Die mediane Zeit von der Erstvorstellung bis zum Therapiebeginn betrug 124 Tage, mit einer Diagnosestellung nach ca. 89 Tagen. Bei jüngeren Patienten dauerte es etwas länger bis zur Diagnose (+4,3 Tage), dann aber nicht so lang bis zur Therapie (-4,5 Tage). Insgesamt blieb somit kein signifikanter Unterschied zwischen Jungen und Alten übrig.

MMW-Kommentar

Angesichts dieser Daten kann das Auftreten von besonders fortgeschrittenen Tumoren bei jungen Patienten nicht mit einer verzögerten Diagnostik erklärt werden. Klinisch tätige Hausärzte und Gastroenterologen sollten sich abder dem steigenden Risiko eines KRK bei Jungen zunehmend klar werden. Zu diskutieren wäre auch das Herabsetzen des Screening-Alters für Frauen von 55 auf 50 Jahre.

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PD Dr. med. Constanze H. Waggershauser

VivaQ MVZ Sonnenstraße, München

Quelle: Castelo M, Paszat L, Hansen BE et al. Comparing time to diagnosis and treatment between younger and older adults with colorectal cancer: a population-based study. Gastroenterology. 2023;164:1152-64