Die Katheterablation von Vorhofflimmern (VHF) ist eine Standardprozedur für den Erhalt des Sinusrhythmus. Doch die Verödung der gestörten Leitungspfade zieht auch relativ häufig die umliegenden Gewebe in Mitleidenschaft.

286 Patientinnen und Patienten nach High-Power-Short-Duration-Ablation wurden in eine retrospektive Analyse aufgenommen. Der Altersschnitt betrug 66 ± 10 Jahre, 54,9% waren männlich. Bei allen fand meist am gleichen Tag, aber nicht später als drei Tage nach der Ablation eine Ösophagogastroduodenoskopie statt. Standardmäßig erfolgte postprozedural eine Protonenpumpenhemmertherapie.

56 Patienten (19,6%) wiesen durch die Ablation induzierte Schädigungen auf. 10,8% hatten Ösophagusläsionen, 10,8% eine Gastroparese. (Bei 1,7% lagen beide Befunde vor.) Ein niedrigerer BMI hatte einen signifikanten Einfluss auf das Auftreten der Störungen (Odds Ratio 0,936, 95%-Konfidenzintervall 0,878-0,997, p < 0,05).

Interessant war die hohe Zahl inzidenteller, von der Prozedur unabhängiger Befunde. Sie fanden sich bei 138 der Patienten (48,3%). Dabei handelte es sich um ein Adenokarzinom des Ösophagus, 27 präkanzeröse Läsionen, 12 Läsionen unklarer Dignität und Läsionen mit erhöhtem Blutungsrisiko. Die Männer wiesen signifikant häufiger klinisch relevante Zufallsbefunde auf als die Frauen (68,8% vs. 49,5%, p < 0,01).

Quelle: Meinhardt C, List S, Chamieh AE et al. High prevalence of incidental endoscopic findings at routine endoscopy after atrial fibrillation ablation: Do we need a screening endoscopy for the upper gastrointestinal tract in the general population? Eur J Intern Med. 2023:111:54-62

MMW-Kommentar

Der linke Vorhof liegt weniger als 5 mm von der Speiseröhre entfernt. Diese Nähe disponiert zur Möglichkeit ösophagealer Komplikationen bei Ablationen an der Hinterwand des linken Vorhofs. Asymptomatische, endoskopisch erfassbare thermale Läsionen sind, wie in der vorliegenden Arbeit im Prinzip bestätigt, mit bis zu 20% relativ häufig. Sie sind als Risiko für die gravierenden, jedoch seltenen Komplikationen einer Perforation und atrioösophagealen Fisteln bekannt [Kuck KH et al. Kardiologe. 2017;11:161-82].

Die Besonderheit der Arbeit liegt in dem Ergebnis häufiger ablationsaunabhängiger Endoskopiebefunde. Sogar neoplastische Läsionen wurden hier per Zufall entdeckt. Dies begründet die Frage zur eventuellen Notwendigkeit von Screening-Endoskopien des oberen Gastrointestinaltrakts. Sie ist aber mit den Daten der Arbeit noch nicht zu beantworten, sondern erfordert prospektive Untersuchungen an großen Populationen.

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Prof. Dr. med. Gerald Klose

Internist, Gastroenterologe, Bremen