Zwischen arterieller Hypertonie und schlechtem Schlaf besteht bei Frauen offenbar ein signifikanter Zusammenhang. Schichtarbeit scheint auf diesen Effekt keinen Einfluss zu haben.

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© polkadot, Stock Adobe (Symbolbild mit Fotomodell)

Leidet Ihre Patientin an Schlafstörungen? Dann sollten Sie ihren Blutdruck verstärkt im Auge behalten.

Wie sich gestörtes Schlafverhalten bei Frauen langfristig auf den Blutdruck auswirkt, hat ein Team der Harvard Medical School in Boston bei insgesamt 66.122 Krankenschwestern aus der Nurses' Health Study 2 untersucht. Über einen 16-jährigen Zeitraum fand sich ein signifikanter Zusammenhang zwischen zu wenig Schlaf bzw. Einschlafschwierig-keiten und der Diagnose einer arteriellen Hypertonie.

Berücksichtigt wurden lediglich Teilnehmerinnen, die zu Beginn der Studie keinen arteriellen Hypertonus aufwiesen und den Fragebogen zur Studie vollständig ausgefüllt hatten. Abgefragt wurden die Schlafdauer, das Auftreten von Einschlafschwierigkeiten und das frühmorgendliche Erwachen. Der Blutdruck- status wurde alle zwei Jahre erhoben.

Insgesamt war bei knapp 26.000 Frauen eine arterielle Hypertonie aufgetreten. Dabei lag die Inzidenz bei denjenigen, die "gelegentliche" bis "häufige" Ein- und Durchschlafschwierigkeiten beklagten, signifikant höher (Hazard Ratio [HR] 1,18 bzw. 1,45). Wer statt den als normal geltenden sieben bis acht Stunden auf weniger als sechs Stunden pro Nacht kam, entwickelte ebenfalls signifikant häufiger Bluthochdruck (HR bei Schlafdauer ≤ 5 Stunden 1,1, bei 6 Stunden 1,07); ein Effekt, den die Forschenden bei einer Schlafdauer von mindestens neun Stunden nicht beobachteten. Auch das frühmorgendliche Erwachen schien das Hypertonierisiko nicht zu erhöhen.

Bei Teilnehmerinnen, die Erfahrung mit Schichtdienst hatten, stieg das Hochdruckrisiko bei Schlafproblemen überraschenderweise unabhängig von den Berufsjahren in der Schichtarbeit. Keinen modifizierenden Effekt auf das Hyper- tonierisiko hatte außerdem der Schlaftyp (Morgentyp/Abendtyp/keins von beiden).

Als mögliche Pathomechanismen vermuten die Forschenden eine Dysregulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse, eine Sympathikusaktivierung oder eine systemische Entzündungsreaktion.

Hausärzten und Hausärztinnen wird in jedem Fall geraten, die Auswirkungen von schlechtem Schlaf auf den Blutdruck im Blick zu behalten.

Quelle: Haghayegh S et al. Hypertension 2023; doi: 10.1161/HYPERTENSIONAHA.123.21350