Ein Test, der im Blut anhand zirkulierender Tumor-DNA verschiedene Krebserkrankungen erkennen kann, könnte möglicherweise bei der Entscheidung helfen, wie mit Personen mit unspezifischen Symptomen weiter verfahren wird.

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© Andrey Popov, Stock Adobe (Symbolbild mit Fotomodellen)

Der MCED-Bluttest zur Krebsvorhersage wird in den USA bereits eingesetzt.

Für die meisten Krebsarten gibt es keine Screening-Programme, sodass viele Menschen mit unspezifischen Symptomen eine Hausarztpraxis aufsuchen. Das kann zu einem langwierigen Weg bis zur Dia-gnose mit vielen Untersuchungen führen. Einer prospektiven Beobachtungsstudie zufolge könnte ein methylierungsbasierter MCED-Test (Multicancer Early Detection Test) diesen Prozess beschleunigen.

Ein Team der Universität Oxford verwendete den sog. Galleri-Test bei 5.461 Briten (Durchschnittsalter 62 Jahre), die mit Verdacht auf Krebs aus der Grundversorgung überwiesen worden waren. Sie hatten unspezifische Symptome, die möglicherweise auf gynäkologische Tumoren oder Krebs in Magen, Darm oder Lunge zurückzuführen waren. Am häufigsten waren unerwarteter Gewichtsverlust, veränderte Stuhlgewohnheiten, postmenopausale oder rektale Blutungen, Bauch- und andere Schmerzen.

Aus Blutproben der Teilnehmenden wurde zellfreie DNA für den Test isoliert. Die Forschenden verglichen die Ergebnisse der MCED-Tests mit den Diagnosen der Standardversorgung.

Sensitivität von 66%, Spezifität von 98%

Während der Nachbeobachtungszeit, die bis zur Diagnose oder neun Monate andauerte, wurde bei knapp 7% der Patienten und Patientinnen Krebs festgestellt. Die häufigsten Diagnosen waren kolorektale Karzinome (37%) und Tumoren in Lunge (22%), Uterus (8%) sowie Ösophagus und Magen (6%). Gut die Hälfte der Krebserkrankungen wurde im Stadium III oder IV diagnostiziert.

Der MCED-Test erkannte bei 323 Personen ein Krebssignal und bei 244 davon wurde eine Krebserkrankung diagnostiziert. Bei 79 bestätigte sich der Anfangsverdacht nicht. Das ergab einen positiven Vorhersagewert von rund 76%, einen negativen Vorhersagewert von 98%, eine Sensitivität von 66% und eine Spezifität von 98%.

Die Sensitivität stieg mit zunehmendem Alter und Krebsstadium. Insgesamt betrug sie gut 24% im Stadium I und 95% im Stadium IV. Der MCED-Test konnte in mehr als 85% der erkannten Fälle den Ursprungsort des Tumors korrekt vorhersagen. "Viele Krebsarten wurden an anderen Stellen diagnostiziert als an den aufgrund der Symptome vermuteten", ergänzt die Arbeitsgruppe.

Die Sensitivität und der negative Vorhersagewert waren mit rund 80% bzw. 99% am höchsten bei Erkrankten mit Symptomen, die eine Untersuchung auf Krebs des oberen Gastrointestinaltrakts indizierten.

Entscheidungshilfe für eine Überweisung zum Facharzt

"Diese erste groß angelegte prospektive Evaluierung eines MCED-Tests in einer symptomatischen Population zeigt, dass es realisierbar ist, einen solchen Test einzusetzen, um Ärzten und Ärztinnen bei Entscheidungen bezüglich Dringlichkeit und Weg der Überweisung aus der Primärversorgung zu helfen", fassen die Forschenden zusammen.

Übrigens: In den USA wird der knapp 1.000 Euro teure Galleri-Test bereits durchgeführt, allerdings nicht von der Versicherung übernommen. Wie der Hersteller Grail betont, eignet sich der MCED-Test nicht als eigenständiges Dia-gnosemittel. Vielmehr bilde er eine Ergänzung zu den bestehenden Vorsorge- und Diagnoseuntersuchungen.

Quelle: Nicholson BD et al. Lancet Oncology 2023; doi: 10.1016/S1470-2045(23)00277-2