Gerne und gründlich führen wir in unserer Praxis Reiseimpfberatungen durch. Wir versuchen dabei, uns auf die individuellen Reisebedingungen, aber auch auf das Niveau und Fassungsvermögen unseres Gegenübers einzustellen. Manchmal sitzt vor uns ein echter Super-Schlaumeier, manchmal jedoch auch ein recht einfältiges Gemüt. Aus der Anmeldung bekommen wir dann mitunter den kleinen Warnhinweis: "Nicht die hellste Kerze!" - und meistens bestätigt sich das.

Heitere, ärgerliche und oft auch seltsame Erlebnisse prägen den ärztlichen Alltag. Schicken Sie uns Ihre Geschichten an: cornelius.heyer@ springer.com

So geschehen neulich. Vor mir hatte ich einen 64-Jährigen, kein Impfbuch vorhanden, Südafrika-Reise geplant. Seine Partnerin hatte ihn wohl zur Reiseimpfberatung gedrängt. Wie ein Ölgötze saß er vor mir und verzog keine Miene. Weder im Sinne des Verstehens noch von Zustimmung, Frage oder Ablehnung. Wohlgemerkt: Er konnte fließend Deutsch, war auch nicht schwerhörig. Ich reduzierte das Pensum aufs Notwendigste nach dem Motto "Manchmal ist weniger mehr." Die Details der indizierten Zosterimpfung z. B. verkniff ich mir an dieser Stelle und empfahl ihm, dieses Thema später mal mit seinem Hausarzt zu erörtern.

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© Fabio / stock.adobe.com (Symbolbild mit Fotomodellen)

Da bibbern die Tetanus-Bazillen!

An der seit Jahrzehnten überfälligen Impfung gegen Tetanus & Co. jedoch kam ich dann doch nicht vorbei. Schließlich zeigte ich ihm den Beratungsbogen mit den als empfohlen markierten Impfungen. Ob er noch Fragen habe? Erneut keine sichtbare Reaktion. So trottete er aus dem Konsultationsraum.

Im Nachhinein berichteten unsere versierten MFA schmunzelnd, was der Patient ihnen sodann erläutert hatte. Die Tetanusimpfung brauche er gar nicht, da er übers verlängerte Wochenende an die Nordsee fahre und dort barfuß durch den Schlick waten werde. Das sei die beste Tetanusvorbeugung!