Neben dem Klassiker der Salmonellen-Vergiftung prognostiziert der Sachstandsbericht "Klima und Gesundheit" auch einen Anstieg von Durchfallerkrankungen durch Campylobacter- und Protozoen-Infektionen.

Quelle: Dietrich J et al. J Health Monit 2023; doi: 10.25646/11393

Campylobacter:

Etwa 50.000-70.000 Campylobacter-Infekte werden dem RKI jährlich gemeldet; Modellrechnungen zufolge dürfte sich diese Zahl bis zum Jahr 2080 bei steigenden Sommertemperaturen verdoppeln. Für eine Erkrankung genügen weniger als 500 Bakterien, im Verlauf kommt es zu wässrigem bis blutigem Durchfall. Als Komplikationen werden Gelenkentzündungen und selten ein Guillain-Barré-Syndrom beschrieben. Quelle sind kontaminierte tierische Produkte, v. a. Hühnerfleisch, aber auch nicht pasteurisierte Milch oder verunreinigtes Trinkwasser. Beschrieben wurden zudem Infekte nach dem Baden in Gewässern, die mit Tierfäkalien belastet waren - hineingespült etwa durch einen starken Regen.

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Guter Rat: Vor dem Grillen sollte Fleisch gründlich gewaschen werden!

Salmonellen:

Diese Bakterien sind ein guter Grund, nicht nur Fleisch vor dem Grillen, sondern auch Tomaten und Salat vor dem Verzehr gründlich zu waschen. Die Erreger sorgen nach Campylobacter am zweithäufigsten für meldepflichtige Lebensmittelinfekte. Hauptquelle sind zwar Eier und Fleisch, Pflanzen können jedoch über die Bewässerung, die Verarbeitung, Staub oder verunreinigte Erntegeräte belastet sein.

Das Hauptrisiko für Salmonellosen besteht in den Sommermonaten in warmen Ländern, insofern dürfte der Klimawandel das Risiko in gemäßigten Zonen deutlich erhöhen. Steigt die mittlere Wochenhöchsttemperatur um 1 °C, nimmt die Zahl der Infektionen um rund 9% zu, weist der RKI-Sachstandsbericht aus. Überschwemmungen und Starkregen können auch den Erregereintrag in Gewässer und Trinkwasser begünstigen.

Kryptosporidien:

Neben Bakterien zählen parasitäre Protozoen zu den prävalenten Lebensmittelpathogenen. In der Regel ist kontaminiertes Wasser die Hauptquelle und Cryptosporidium der häufigste Vertreter von Protozoen-bedingten Durchfällen, Bauchkrämpfen oder Übelkeit. In Deutschland werden dem RKI jährlich bis zu 2.000 Fälle gemeldet. Der Klimawandel kann das Risiko von Protozoen-Infekten v. a. durch Überflutungen erhöhen.

Giardien:

Giardia duodenalis zählt mit weltweit rund 30 Millionen Durchfallerkrankungen pro Jahr zu den wichtigsten humanpathogenen Darmparasiten - Säuglinge und Kleinkinder, ältere Menschen, Reisende und immungeschwächte Personen gehören zu den Hochrisikogruppen. Die Hauptinfektionsquelle ist fäkalienbelastetes Wasser, wobei die meisten der Protozoen als Reisemitbringsel ihren Weg nach Deutschland finden. Dem RKI wurden 2019 ca. 3.300 solcher Fälle gemeldet, Hauptinfektionsland war Indien.