Schlechter Schlaf ist ein Gesundheitsrisiko. Daher erstaunt es nicht, dass Insomnie laut einer Studie auch die Erektionsfunktion beeinflusst, erwartungsgemäß nicht zum Guten.

Die Assoziation von Insomnie und medikamentöser Therapie der Schlaflosigkeit mit erektiler Dysfunk-tion (ED) hat eine Mailänder Arbeitsgruppe erforscht. Das Team besorgte sich die Versicherungsdaten von knapp 540.000 Männern mit einer Insomniediagnose, knapp 360.000 von ihnen erhielten Schlafmittel. Den Probanden mit Insomnie wurden ebenso viele passende Kontrollen gegenübergestellt.

Von den Männern, die lediglich eine Insomniedia-gnose, aber keine Therapie erhalten hatten, wies jeder Achte eine ED auf. Über einen Nachbeobachtungszeitraum von rund drei Jahren bedeutete das ein gegenüber den Kontrollen um 58% gesteigertes ED-Risiko. Ein Zusammenhang mit einer ED-Therapie bestand in dieser Gruppe nicht.

Für Männer mit behandelter Insomnie betrug die ED-Quote 15,6%. Nach Abgleich von Einflussfak- toren war ihr ED-Risiko um 66% erhöht. Hier zeigte sich auch eine Assoziation mit ED-Therapien. Die Anwendungen waren verglichen mit den Kontrollen wie folgt erhöht: PDE-5-Hemmer +52%, intrakavernöse Injektionen bzw. urethrale Suppositorien +32%. Auch im Vergleich zu Männern mit Insomniedia-gnose ohne Therapie war das ED-Risiko von Männern mit behandelter Schlaflosigkeit leicht erhöht (+4%), ebenso die Anwendung von ED-Therapeutika: PDE-5-Hemmer +61%, intrakavernöse Injektionen bzw. urethrale Suppositorien +54%.

"Wir haben eine konsistente Assoziation von Insomnie und einer ED-Diagnose festgestellt", notieren die Autoren. Das Risiko für Männer mit therapierter Insomnie sei höher ausgefallen, zudem seien sie invasiver gegen ED behandelt worden als in der Vergleichsgruppe. "Das legt nahe, dass die Behandlung der Insomnie die ED womöglich noch verschlechtert", so die Autoren in ihrem Fazit.

Eingeschränkt wird die Aussagekraft der Studie durch die Qualität der vorliegenden Versicherungsdaten. Sie seien grobkörnig gewesen, so das Forscherteam, Angaben zu Krankheitsschwere, Laborwerten oder ambulanten Rezepten hätten gefehlt.

Quelle: Belladelli F et al. Eur Urol Focus 2023; doi: 10.1016/j.euf.2023.08.005