Mit 77 hat er einfach aufgehört zu altern. Heute sieht er noch genauso aus wie vor 25 Jahren. Hat auch seine zweite Ehefrau überlebt, obwohl er darauf geachtet hatte, dass sie erheblich jünger war als er, damit sie ihn im Alter pflegen könnte. Das Schicksal wollte es anders.

Er hatte im Krieg gegen die gekämpft, mit denen wir heute partnerschaftlich verbunden sind und denen wir drei dicke Küsse geben, wenn sie aus unserer Patenstadt zu Besuch kommen. Zu Fuß ist er damals aus Frankreich heimgekehrt. Heute ist er immer noch dankbar für sein Leben. Nun ist er 102 geworden und damit mein Spitzenreiter.

In der Sprechstunde trug er drei medizinische Anliegen vor, ich versorgte ihn gern. Wie immer kamen wir zwischendurch ins Plaudern. Als ich ihn dann doch verabschieden musste, sagte er: "Frau Doktor, Sie wollten mir doch noch einen Rollstuhl aufschreiben!" Stimmt - und er hatte daran gedacht.

Ich bot ihm am Ende an, ihn noch über die Straße zu bringen. "Warum das denn?", bekam ich halb entrüstet zur Antwort - und fragte mich sogleich: "Ja, warum eigentlich?"