Aus mehreren Längsschnittstudien ist bereits bekannt, dass Adipositas das Risiko für eine Demenz erhöht. In der Bildgebung zeigt sich ein möglicher Grund: Die Betroffenen weisen eine ähnliche Verringerung der kortikalen Dicke auf wie Patientinnen und Patienten mit Alzheimer-Krankheit.

Ausgewertet wurden die Hirn-MRTs von mehr als 1.300 Personen aus der UK Biobank und der Alzheimer's Disease Neuroimaging Initiative. Verglichen wurden einerseits Alzheimerkranke mit Neurogesunden, andererseits adipöse mit normalgewichtigen Menschen, jeweils gematcht nach Alter und Geschlecht. Innerhalb der Alzheimergruppe wurde noch einmal nach Unterschieden zwischen adipösen und schlanken Personen gesucht.

Es konnte eine deutlich verringerte kortikale Dicke bei adipösen Personen nachgewiesen werden, die insbesondere die frontalen, parietalen und temporalen Hirnareale betraf. Diese Veränderungen korrelierten mit jenen bei Alzheimerpatienten, am stärksten im rechten temporo-parietalen sowie im linken präfrontalen Kortex.

Um spezifische Mechanismen zu untersuchen, die die Ähnlichkeiten bewirken könnten, wurden die Scans von adipösen Personen außerdem mit jenen von Personen verglichen, bei denen Ablagerungen von β-Amyloid oder Tau-Proteinen im Hirn nachgewiesen worden waren. Dabei ergaben sich allerdings keine Korrelationen.

Quelle: Morys F, Potvin O, Zeighami Y et al. Obesity-associated neurodegeneration pattern mimics alzheimer's disease in an observational cohort study. J Alzheimers Dis. 2023;91:1059-71

MMW-Kommentar

Die Analyse der bildgebenden Untersuchungen unterstützt Ergebnisse früherer Studien, die eine Korrelation zwischen Adipositas und kognitiven Leistungsstörungen bis hin zur Demenz gezeigt haben. Interessant ist, dass ein ähnliches Muster wie bei der Alzheimer-Krankheit bestand, aber kein Zusammenhang mit den β-Amyloid- oder Tau-Veränderungen. Bei alledem muss aber klar sein, dass es sich um eine Querschnittsstudie handelt, deren Ergebnisse auf Korrelationsanalysen fußt. Längere prospektive Studien sind hier notwendig.

Für die Hypothese, dass eine Verringerung des Gewichts das spätere Risiko von Neurodegeneration verringern könnte, gibt es einige Anhaltspunkte [Veronese N et al. Neurosci Biobehav Rev. 2017;72:87-94]. Allerdings gibt es noch keine Daten zu den Langzeiteffekten oder der Wirkung einer Gewichtsabnahme, um eine Demenz zu verhindern.

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Prof. Dr. med. Richard Dodel

Geriatrie-Zentrum Haus Berge, Katholische Kliniken Essen