Pulmonale Nebenwirkungen von ACE-Hemmern sind weithin bekannt. Eine neue Metaanalyse nährt den Verdacht, dass sie auch das Lungekrebsrisiko erhöhen. Ihre Vorteile dürften aber überwiegen.

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Reizhusten, Asthmaexazerbationen und Bronchospasmen sind bekannte pulmonale Nebenwirkungen von ACE-Hemmern.

Aus den Jahren 1988-2020 wurden sieben Kohorten- und vier Fall-Kontroll-Studien identifiziert, in denen ACE-Hemmer gegen andere Antihypertensiva oder Placebo geprüft und Lungenkarzinome im Follow-up erfasst wurden. Insgesamt nahmen gut 13 Millionen Personen teil, von denen knapp 1,5 Millionen einen ACE-Hemmer erhielten. Es traten 96.764 Lungenkarzinome auf.

Bei hoher Heterogenität der Studien (I2 = 98%) zeigte sich ein signifikant erhöhtes Lungenkrebsrisiko bei Einnahme eines ACE-Hemmers (Odds Ratio 1,19; 95%-Konfidenzintervall 1,05-1,36; p = 0,008). Dabei war in der Subgruppenanalyse der Zusammenhang erst nach einem Follow-up von mindestens fünf Jahren signifikant (Odds Ratio 1,21; 1,02-1,43; p = 0,03). Das Risiko war bei jungen Menschen < 60 Jahre und bei asiatischer Abstammung am höchsten.

MMW-Kommentar

Dies ist nicht die erste Analyse zum Thema, aber jene mit der bislang höchsten statistischen Power. Jedoch ist zu beachten, dass die eingeschlossenen Einzelstudien eben nicht zu dieser Fragestellung durchgeführt wurden. Auch gab es kürzlich eine Metaanalyse mit über 400.000 Menschen, die keine signifikante Risikoerhöhung feststellen konnte [Batais M et al. Medicine (Baltimore). 2021;100:e25714].

Demgegenüber zeigte die HOPE-Studie für die ACE-Hemmung eine Risikoreduktion von 32% für Schlaganfall, 20% für Myokardinfarkt, 26% für Herzversagen und 16% für die Gesamtmortalität. Letztendlich überwiegt damit der Nutzen bei Weitem das mögliche Risiko für Lungenkarzinome.

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Dr. med. Daniel Hamberger

Asklepios Lungenklinik Gauting