Bempedoinsäure kann den LDL-Cholesterin-Spiegel effektiv reduzieren. Der Nachweis, dass dadurch auch kardiovaskuläre Ereignisse reduziert werden, fehlte bislang. Diese Lücke ist nun geschlossen.

figure 1

© Zorica Nastasic / Getty Images / iStock (Symbolbild mit Fotomodellen)

Herzinfarkt: War sein Cholesterin noch zu hoch?

An der Doppelblindstudie CLEAR Outcome nahmen 13.970 im Mittel 65,5 Jahre alte Patientinnen und Patienten mit hohem kardiovaskulärem Risiko teil, die Statine nicht vertrugen oder nicht einnehmen wollten. 45,6% hatten Diabetes, 69,9% hatten bereits ein kardiovaskuläres Ereignis erlitten, 22,7% nahmen ein sehr niedrig dosiertes Statin ein, 11,5% Ezetimib. Über im Mittel 40,6 Monate erhielten sie randomisiert zusätzlich Bempedoinsäure oder Placebo. Der primäre Endpunkt kombinierte Myokardinfarkte, Schlaganfälle, Koronarrevaskularisierung und kardiovaskulär bedingten Tod.

Initial betrug der mittlere LDL-Cholesterin-Wert in beiden Gruppen 139,0 mg/dl. Er konnte durch Bempedoinsäure nach sechs Monaten um 29,2 mg/dl, also um 21,1% gesenkt werden. Der primäre Endpunkt trat in der Verumgruppe signifikant seltener auf (11,7% vs. 13,3%; Hazard Ratio 0,87; 95%-Konfidenzintervall 0,79-0,96; p = 0,004). Die Number needed to treat lag über 3,4 Jahre bei 63. Auch die Raten an Myokardinfarkten sowie Koronarrevaskularisierungen waren unter Bempedoinsäure signifikant reduziert. Darüber hinaus reduzierte Bempedoinsäure das hochsensitive C-reaktive Protein um 22,2%.

Nebenwirkungen wie Gicht und Cholelithiasis sowie erhöhte Werte für Leberenzyme, Kreatinin und Harnsäure traten in der Verumgruppe häufiger auf. Myalgien traten in beiden Gruppen vergleichbar häufig auf. Auch die Rate der Therapieabbrüche war vergleichbar.

Quelle: Nissen SE, Lincoff AM, Brennan D et al. Bempedoic Acid and Cardiovascular Outcomes in Statin-Intolerant Patients. N Engl J Med. 2023;388:1353-64

MMW-Kommentar

Bempedoinsäure gehört nun zu den evidenzbasierten Interventionen zur LDL-Cholesterin-Senkung in der Primär- wie auch in der Sekundärprävention. Statine sollten aber weiterhin verschrieben werden, um die empfohlenen Zielwerte zu erreichen. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat beschlossen, dass eine Kombination aus Statin, Resorptionshemmer und Bempedoinsäure dem Einsatz eines PCSK9-Hemmers vorausgehen sollte.

figure 2

Prof. Dr. med. Robert H. G. Schwinger

Medizinische Klinik II, Klinikum Weiden