Wäre es nicht schön, wenn alle adipösen Menschen eines Landes 15% ihres Gewichts abnehmen würden? Dieser interessanten Frage ging ein Team aus Saudi-Arabien nach, wo Übergewicht ein großes Problem ist. Die Ergebnisse lassen sich sehen!

Ziel der Übung war es, sowohl die potenziellen Gesundheitseffekte als auch das Sparpotenzial aufzuzeigen. Da Gesundheitsdaten in Saudi-Arabien nicht systematisch erhoben werden, bastelten sich die findigen Forscherinnen und Foscher ein Simulationsmodell. Zunächst verschafften sie sich aus den begrenzten verfügbaren Studien einen Überblick zur Prävalenz des Übergewichts und den demografischen und gesundheitlichen Daten der Betroffenen in dem Wüstenstaat.

Nun kam ein bereits bestehendes britisches Rechenmodell für die gesundheitlichen und finanziellen Auswirkungen von Adipositas zum Einsatz, das auf der Basis von viel detaillierteren Daten aus dem britischen Clinical Practice Research Datalink (CPRD) erstellt wurde [Lundegaard Haase C et al. Int J Obes (Lond). 2021;45:1249-58]. Indem man die zuvor für Saudi-Arabien festgestellten Parameter benutzte, konnte man für dieses Modell eine "synthetische Kohorte" von 100.000 saudi-arabischen Personen mit einem BMI von 30-50 kg/m2 entwickeln.

Die Berechnung ergab, dass 15% Gewichtsverlust in dieser adipösen Bevölkerungsgruppe zu einer dramatischen Reduktion von obstruktiver Schlafapnoe um 53,9% führen würde. Die Zahl der Fälle von Typ-2-Diabetes würde um 37,4% zurückgehen, von Asthma um 18,8%. Die kalkulierten Kosteneinsparungen wären am größten bei den Behandlungskosten für Typ-2-Diabetes (30%), Dyslipidämie (26%) und Bluthochdruck (19%).

Quelle: Alqahtani SA, Al-Omar HA, Alshehri A et al. Obesity Burden and Impact of Weight Loss in Saudi Arabia: A Modelling Study. Adv Ther. 2023;40:1114-28

MMW-Kommentar

Die Menschen in Europa und Nordamerika erleben zum ersten Mal, dass die Lebenserwartung zurückgeht. Grund ist die Zunahme der Adipositas. In Saudi-Arabien ist die Situation mit einer Diabetesprävalenz von um die 40% noch deutlich erschreckender. Die Aussagen der Modellrechnung sind überzeugend: Es käme bei einer Gewichtsreduktion von 15% bei den Adipösen zu einer Halbierung von chronischen Erkrankungen und Komorbiditäten, insbesondere bei Diabetes mellitus. Endlich haben wir genaue Zahlen, wie viel gesünder der Patient ist bei einer bestimmten Gewichtsreduktion!

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Prof. Dr. med. Peter E. H. Schwarz

Abteilung Prävention, Medizinische Klinik III, Universitätsklinikum Dresden