Durch die zunehmende Erderwärmung wird sich das Problem weiter verschärfen - auch in Europa.

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Das Robert-Koch-Institut (RKI) warnt vor den Folgen des Klimawandels mit Blick auf die Therapiemöglichkeit bakterieller Erkrankungen: Steigende Temperaturen begünstigen nicht nur die Vermehrung von potenziell pathogenen Bakterien, sie tragen vermutlich auch dazu bei, dass Antibiotika immer häufiger wirkungslos bleiben. Darauf deutet eine systematische Übersicht (5 Beobachtungsstudien, 1 Review) einer RKI-Arbeitsgruppe hin.

Demnach hat sich die Resistenzlage bei Escherichia (E.) coli und Klebsiella (K.) pneumoniae zwischen 2000 und 2016 v. a. in den wärmeren Ländern Europas verschlechtert: Um 10 °C höhere Minimaltemperaturen waren mit einer deutlich schnelleren Zunahme der Resistenzraten verknüpft. Die Prävalenz von Methicillin-resistentem Staphylococcus aureus (MRSA) korrelierte positiv mit der mittleren Temperatur im Sommer, ebenso wie der Anteil von multiresistenten E. coli (MREC) und Carbapenem-resistenten K. pneumoniae (CRKP).

Viele Bakterien vermehren sich optimal bei Temperaturen über 30 °C. Das dürfte ein Grund dafür sein, dass der Klimawandel zur Ausbreitung von antibiotikaresistenten Krankheitserregern beiträgt. Ein weiterer könnte der Transfer von Plasmiden sein: Die DNA-Moleküle tragen häufig Resistenzgene, und höhere Temperaturen fördern die Weitergabe an andere Bakterien. Außerdem werden einigen Studien zufolge bei wärmeren Durchschnittstemperaturen mehr Antibiotika eingesetzt, möglicherweise um das wärmebedingt stärkere Bakterienwachstum in den Griff zu bekommen.

Fazit der Autoren: Ohne geeignete Präventionsmaßnahmen werden sowohl Klimawandel als auch Antibiotikaresistenzen weiter zunehmen.

Quelle: Meinen A et al. J Health Monit 2023; doi: 10.25646/11395