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Frau M. war eine sehr angenehme Mittfünfzigerin die nach einer Kolonteilresektion wegen eines Karzinoms in ständiger Angst vor einem Rezidiv lebte.Sie erschien zu allen Nachuntersuchungen vor der Zeit, zitterte und war den Tränen nahe. Umso größer war die Freude, wenn ich ihr über die Jahre stets berichten konnte, dass alles in Ordnung sei. Wieder hatte sie ein Jahr Leben gewonnen, und sie und ihr Mann waren überglücklich.
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Eines Tages erschien meine Arzthelferin mit der Mitteilung, Frau M. stehe tränenüberströmt in der Praxis. Ich holte sie sofort in mein Sprechzimmer und fragte nach dem Grund ihrer Tränen. Sie erklärte mir, dass sie bei einer gynäkologischen Routineuntersuchung gewesen sei. Der Frauenarzt habe ihr dort mitgeteilt, dass sie Gebärmutterhalskrebs habe und sofort operiert werden müsse. Ich kannte den Kollegen; er war ein fleißiger Operateur und liebte schnelle Autos. Und wie ich wusste stand wieder ein nagelneuer roter Porsche in der Tiefgarage.
Mir kamen Zweifel an der Diagnose, und ich überlegte, was zu tun sei. Glücklicherweise erinnerte ich mich, dass Frau M. mir vor Jahren ihre Tochter vorgestellt hatte, die Arzthelferin bei einem Gynäkologen in München war. Ich sagte ihr, dass sie sich sofort zu einer Kontrolle in den Zug nach München setzen solle. Gesagt, getan! Nach einer Woche kam Frau M. glückstrahlend zurück. Es bestand kein Karzinom!
Ich freute mich mit ihr - und war zugleich peinlich berührt. Der rote Porsche erinnert mich seitdem immer an den Eid des Hippokrates.
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Friedrich, U. Der rote Porsche - dicker Motor, dubioses Zeichen. MMW - Fortschritte der Medizin 165, 42 (2023). https://doi.org/10.1007/s15006-023-2908-x
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