Bei Patienten, die viel Alkohol konsumieren, sollte man nicht nur die Leber, sondern auch die Bauchspeicheldrüse im Blick haben, wie ein Fallbericht zeigt.

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© Otero-Colón J et al. Cureus 2023; doi: 10.7759/cureus.38760

Folge des stetenAlkoholabusus: Atrophiertes Pankreas mit vielen Parenchymverkalkungen.

Der 43-Jährige, der sich in der Notaufnahme einer Klinik auf Long Island vorstellt, muss sich seit drei Tagen immer wieder übergeben, außerdem hat er Schmerzen im Oberbauch. In der Klinik kennt man ihn bereits, er hat ein chronisches Alkoholproblem und jede Menge Vorerkrankungen, vom Bluthochdruck über die Dyslipidämie bis hin zum Diabetes. Bereits mehrfach wurde bei ihm außerdem eine akute Pankreatitis diagnostiziert.

Jonathan Otero-Colón und sein Team geben ein Kontrastmittel-CT vom Abdomen in Auftrag. Die Aufnahme zeigt ein deutlich atrophiertes Pankreas mit zahlreichen Verkalkungen im Parenchym. Das Blutbild weist außerdem viel zu niedrige Werte bei Kalium, Magnesium, Kalzium und Phosphat auf. Der Befund: Schwere chronische Pankreatitis.

In den folgenden Tagen und Wochen versucht das Ärzteteam, die fehlenden Elektrolyte mit Infusionen und oralen Gaben auszugleichen, allerdings mit wenig Erfolg. Immer, wenn der Patient gerade eine Ladung Elektrolyte erhalten hat, steigen die Serumkonzentrationen kurzfristig an, um dann gleich wieder abzufallen. Währenddessen hat der Mann immer wieder Übelkeitsanfälle und Diarrhöen. Den Behandelnden wird jetzt klar, dass es sich um eine Pankreasinsuffizienz auf der Grundlage einer chronischen Pankreatitis handeln muss. Ursprünglich schuld daran sei wohl der exzessive Alkoholkonsum des Mannes, schreiben Otero-Colón et al. in der Zeitschrift "Cureus".

Die Sucht habe schließlich auch jeglichen Therapieerfolg verhindert. Eine Behandlung mit Pankreasenzymen wurde noch in der Klinik begonnen, vom Patienten aber bereits kurz nach seiner Entlassung wieder abgesetzt.

Den Leserinnen und Lesern gibt das Team die Botschaft mit, bei Patienten mit chronischer Pankreatitis besonders auf die Magnesiumkonzentration im Serum zu schauen. Diese habe sich in aktuellen Studien als "vielversprechender Marker für eine Pankreasinsuffizienz erwiesen". In Deutschland gilt derzeit die Bestimmung der Pankreas-Elastase-1 im Stuhl als praktikabelster und sensitivster Test.

Quelle: Otero-Colón J et al. Cureus 2023; doi: 10.7759/cureus.38760