Schon länger wird vermutet, dass eine Infektion mit SARS-CoV-2 auch das Risiko für Herpes Zoster steigern könnte. Eine retrospektive Studie mit mehr als zwei Millionen Teilnehmenden liefert dafür weitere Indizien.

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Studienergebnisse legen Zosterrisikoerhöhung nach SARS-CoV-2-Infektion nahe.

Seit sich die pandemische Situation entspannt hat, verlagert sich der Fokus auf die Langzeitfolgen einer SARS-CoV-2-Infektion. Auch das Bundesgesundheits-ministerium schärft mit einer breit angelegten Informationskampagne die Aufmerksamkeit für Long-Covid-Symptome, also für Beschwerden, die per definitionem mehr als vier Wochen nach Ansteckung mit dem Coronavirus fortbestehen, sich verschlechtern oder neu auftreten.

Bekannt ist, dass sich Long-Covid auf verschiedene Organbereiche auswirken kann, darunter die Atemwege oder das Nervensystem. Auch die Haut ist nicht vor den Langzeitfolgen einer COVID-19-Erkrankung gefeit: In Fallstudien wurde von Herpes Zoster (HZ) im Anschluss an COVID-19 berichtet. Eine eindeutige Assoziation lässt sich daran jedoch nicht demonstrieren - dafür bräuchte es eine größere Stichprobe.

Hier setzen Yi-Chen Chen und ihr Team vom Chi Mei Medical Center in Tainan in Taiwan an. In einer retrospektiven Kohortenstudie analysierten sie die Daten von 2.442.686 Personen ab 20 Jahren aus dem internationalen Forschungsnetzwerk TriNetX. Eine Hälfte davon war zwischen Januar 2020 und Dezember 2022 an COVID-19 erkrankt, die andere nicht. Alle Beteiligten waren nicht gegen HZ geimpft oder im Vorfeld daran erkrankt. Sie wurden ein Jahr lang nach der COVID-19-Diagnose oder positivem (Fallkohorte) bzw. negativem PCR-Test (Kontrolle) nachbeobachtet.

Zosterrisiko deutlich erhöht

In diesem Zeitraum wurde bei mehr Covid-Erkrankten ein HZ festgestellt als bei Nichtinfizierten, ihr relatives Risiko war um fast 60% höher (Hazard Ratio, HR 1,59). Das galt auch für Zoster ophthalmicus (HR 1,31) und disseminierten Zoster (HR 2,80). Der Unterschied war unabhängig von COVID-19-Impfstatus, Alter und Geschlecht.

Das erhöhte HZ-Risiko erklärt sich das Studienteam mit einer Covid-bedingten verringerten Immunfunktion, die das Varizella-Zoster-Virus reaktivieren könnte: Einerseits wurden bei mit SARS-CoV-2 Infizierten Lymphopenien nachgewiesen, zum anderen sind Betroffene mit schwerem Krankheitsverlauf mit- unter mit immunmodulierenden Substanzen behandelt worden. Es gelte, so die Forschenden, bei Personen mit stattge- habter COVID-19-Erkrankung auch verstärkt auf HZ-Symptome zu achten und sie auf die Möglichkeit einer Impfung gegen HZ hinzuweisen.

Quelle: Yi-Chen Chen et al. J Med Virol 2023; doi: 10.1002/jmv.28745