Epidemiologische Daten legen eine Assoziation der Infektion mit Helicobacter (H.) pylori mit kolorektalen Neoplasien nahe. Im Mausmodell wurde nun gezeigt, dass ein kausaler Effekt bestehen dürfte.

Bei mit H. pylori infizierten Mäusen wurden mittels Durchflusszytometrie, Chip-Zytometrie, Immun-histochemie und Einzelzell-RNA-Sequenzierung die intestinale Immunantwort und epitheliale Signaturen untersucht. Man fand einen Rückgang regulatorischer und proinflammatorischer T-Zellen und beobachtete ein beschleunigtes Tumorwachstum. Solche Veränderungen wurden auch in Kolonbiopsien von menschlichen Infizierten nachgewiesen.

Eine frühzeitige Keimeradikation konnte die Tumorinzidenz auf das Niveau der Kontrolltiere senken. Fazit des Forschungsteams: H. pylori ist ein kausaler Promoter der kolorektalen Karzinogenese, die Eradikation könnte präventives Potenzial haben.

Quelle: Ralser A, Dietl A, Jarosch S et al. Helicobacter pylori promotes colorectal carcino-genesis by deregulating intestinal immunity and inducing a mucus-degrading microbiota signature. Gut 2023;72:1258-70

MMW-Kommentar

Es ist bekannt, dass die H.-pylori-Infektion der wichtigste Risikofaktor für das Magenkarzinom und eine erfolgreiche Keimeradikation karzinoprotektiv ist. Die Beziehung zu kolorektalen Neoplasien stand bislang kaum im Fokus.

Auf der Basis der bisher verfügbaren Daten kann man aber schon heute sagen, dass die Ansätze der primären (Ernährung, Lebensstil) und sekundären Prävention (Vorsorgekoloskopie) weiterhin in der Öffentlichkeit propagiert werden müssen. Die Argumente dafür sind gut, bedenkt man den Rückgang von Darmkrebsinzidenz und -mortalität seit Einführung der Screeningkoloskopie 2002. In den letzten Jahren stieg allerdings die Darmkrebshäufigkeit bei den unter 50-Jährigen. Das zeigt, dass Risikopersonen früher eine Vorsorge erhalten müssen. Zu den Risikofaktoren zählen v. a. eine entsprechende Familienanamnese, Adipositas und Typ-2-Diabetes. Möglicherweise könnte sich hierzu künftig auch der H.-pylori-Status gesellen.

Übrigens regt die S2k-Leitlinie "Helicobacter pylori und gastroduodenale Ulkuskrankheit" eine H.-pylori-Testung bei allen Menschen über 50 Jahren im Rahmen allgemeiner Vorsorgegespräche, z. B. bei angedachter Vorsorgekoloskopie, an.

figure 1

Prof. Dr. med. Wolfgang Fischbach

Hösbach, Vorsitzender der Gastro-Liga