"Die exokrine Pankreasfunktion ist der wichtigste Faktor für die Zusammensetzung des Mikrobioms", so PD Dr. Fabian Frost von der Universitätsklinik Greifswald. Akute und chronische Pankreatitis gehen mit einer eingeschränkten exokrinen Pankreasfunktion einer. Dies begünstigt die Entwicklung einer Dysbiose: Die Menge fakultativ pathogener Bakterien nimmt zu, die mikrobielle Diversität sinkt. Eine intakte exokrine Pankreasfunktion scheint demnach wichtig für die Vielfalt und auch die Langzeitstabilität des intestinalen Mikrobioms zu sein. Nach den Worten von PD Dr. Matthias Sendler von der Universitätsklinik Greifswald kann die Pankreatitis als eine dysbioseassoziierte Störung angesehen werden.

Immunsuppressive Prozesse, eine gestörte intestinale Barrierefunktion und eine mikrobielle Fehlbesiedlung begünstigen offensichtlich auch die Entwicklung einer akuten nekrotisierenden Pankreatitis und von infizierten Pankreasnekrosen.

Weiterhin liegen Hinweise dafür vor, dass das Mikrobiom auch den Verlauf eines Pankreaskarzinoms beeinflussen kann.

Unklar: Rolle der Probiotika

Auf dem Prüfstand steht zurzeit der Nutzen von Probiotika bei schwerer akuter Pankreatitis. Nach der bereits 2008 publizierten PROPATRIA-Studie [1] ist diese Strategie jedoch keine gute Idee, denn infektiöse Komplikationen wurden nicht reduziert, die Mortalität dagegen erhöht. In der aktuellen S3-Leitlinie "Pankreatitis" heißt es: Die Gabe von Probiotika zur Vermeidung infektiöser Komplikationen wird nicht empfohlen [2].

figure 1

© Dr_Microbe / stock.adobe.com

Inzwischen gibt es allerdings neuere Studien mit anderen Ergebnissen. Das letzte Wort zu diesem Thema ist also noch nicht gesprochen.

Quelle: [1] Besselink MG et al. Lancet. 2008;371:651-9; [2] Beyer G et al. S3-Leitlinie "Pankreatitis". AWMF-Registernr. 021-003; Symposium "The Pancreas and the Microbiome, novel approaches from bench and bedside", 42. Jahrestagung des Deutschen Pankreas Clubs (DPC), München, 3. März 2023 (Veranstalter: Nordmark Arzneimittel)