Anämierisiko -- Insbesondere bei älteren Menschen unter Langzeittherapie mit niedrig dosierter Acetylsalicylsäure (ASS) scheint das Risiko einer Anämie als Folge von okkultem Blutverlust in relevantem Ausmaß erhöht zu sein. Das zeigt eine Post-hoc-Analyse der placebokontrollierten ASPREE-Studie.

Ausgewertet wurden die Daten von 18.153 Personen, die bei Studieneinschluss nicht an Anämie (Hämoglobin [Hb] < 13 g/dl für Männer bzw. < 12 g/dl für Frauen) gelitten hatten, davon 9.047 mit ASS-Therapie. Die Wahrscheinlichkeit, innerhalb von fünf Jahren eine Anämie zu entwickeln, betrug bei ihnen 23,5%, in der Placebogruppe waren es 20,3%; die Differenz entsprach einem um 20% erhöhten Risiko unter ASS. Dieses Zusatzrisiko blieb unverändert, wenn Krebserkrankungen und andere Anämie-begünstigende Aspekte berücksichtigt wurden. Der Risikoanstieg war auch unabhängig von Faktoren wie Alter, Geschlecht, Nierenerkrankung oder Alkoholkonsum.

Der Hb-Wert war in den fünf Jahren zwar auch in der Placebogruppe zurückgegangen (Ø 0,36 g/dl), mit ASS fiel der Abfall jedoch steiler aus, der Unterschied zu Placebo betrug 0,06 g/dl über die gesamte Zeit. Auch die Ferritin-Serumspiegel waren mit ASS stärker gesunken.

Klinisch relevante Blutungen hatten sich mit ASS bei 3,0% und mit Placebo bei 2,1% der Patienten ereignet. Der Zusammenhang zwischen ASS und anämischen Episoden bzw. sinkenden Ferritin-Spiegeln ließ sich jedoch unabhängig von Majorblutungen feststellen.

Fazit der Autoren: Die Verordnung von ASS sollte auf evidenzbasierte Indikationen beschränkt und regelmäßige ASS-Anwender auf die Entwicklung einer Anämie hin überwacht werden.

Quelle: McQuilten ZK et al. Ann Intern Med 2023; doi: 10.7326/M23-0675