Entwarnung für Magensäureblocker: Die Auswertung einer großen kontrollierten ASS-Studie ergibt keine Hinweise auf ein erhöhtes Demenzrisiko oder einen beschleunigten kognitiven Abbau unter Protonenpumpenhemmern(PPI)- und H2-Blockern.

PPI gelten zwar als sehr sicher, immer wieder tauchen jedoch Berichte über ein erhöhtes Demenzrisiko unter diesen Medikamenten auf. So fand eine Analyse von Krankenkassendaten aus Deutschland eine rund 1,5-fach erhöhte Demenzgefahr bei dauerhafter PPI-Einnahme. Inzwischen liegen allerdings auch größere Analysen vor, die zum gegenteiligen Ergebnis kommen und ein eher geringeres oder unverändertes Demenzrisiko unter langfristigem PPI-Gebrauch erkennen. Zumeist handelt es sich hier um epidemiologische Studien mit den bekannten Einschränkungen.

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Eine randomisiert-kontrollierte Studie untersuchte den Zusammenhang von Säureblockern und Demenzrisiko.

Ein Team vom Massachusetts General Hospital in Boston hat nun Angaben einer großen randomisiert-kontrollierten Studie auf einen Zusammenhang zwischen Demenz und Säureblockern hin überprüft. Es kommt zu dem Schluss, dass solche Medikamente das Demenzrisiko nicht erhöhen, für PPI ergibt sich tendenziell sogar eine Reduktion des Risikos.

Die Forschenden haben eine Post-hoc-Analyse der Studie ASPREE (ASPirin in Reducing Events in the Elderly) vorgenommen. In diese wurden zwischen 2010 und 2014 rund 19.000 Menschen > 65 Jahre aus den USA und Australien aufgenommen, alle hatten noch keine Demenz und keine kardiovaskulären Erkrankungen. Die eine Hälfte bekam fünf Jahre lang niedrig dosiertes ASS (100 mg/d), die andere Placebo, anschließend wurden die Teilnehmenden noch zwei Jahre lang nachuntersucht.

In der Studie wurden die Teilnehmenden auch nach ihrer Begleitmedikation gefragt und regelmäßig auf ihre kognitiven Fähigkeiten hin untersucht. Insgesamt nahmen 25% regelmäßig PPI und etwa 2% H2-Blocker.

Kein beschleunigter kognitiver Abbau

Im Laufe einer medianen Nachbeobachtungsdauer von 4,5 Jahren erkrankten 572 Personen an einer Demenz. Unter Berücksichtigung von demografischen Faktoren, Begleiterkrankungen und der Begleitmedikation entwickelten Personen, die zu Beginn PPI einnahmen, zu 12% seltener eine Demenz als Personen ohne Säureblocker, der Unterschied war jedoch nicht statistisch signifikant. Wurde nach Alzheimer und anderen Demenzerkrankungen differenziert, ergab sich ebenfalls kein belastbarer Zusammenhang mit der PPI-Therapie. Wurden Personen ausgeschlossen, die zwar anfangs keine, aber dafür später PPI verordnet bekamen, änderte sich am Zusammenhang nichts, ebenso wenig, wenn die Studienautoren nach einzelnen PPI stratifizierten. Ein vergleichbares Bild ergab sich für H2-Blocker.

Wurden Angaben der Extensionsstudie mit einer medianen Nachbeobachtungsdauer von 6,3 Jahren berücksichtigt und insgesamt 861 Demenzerkrankungen ausgewertet, ergab sich ein um 9% reduziertes Demenzrisiko für Personen mit PPI - auch dies ohne statistische Signifikanz. Schließlich überprüfte das Team das Demenzrisiko von Personen, die erst im Laufe der Studie mit einer PPI-Therapie begonnen hatten - hier fand es ebenfalls keinen belastbareren Zusammenhang.

Insgesamt lasse sich also kein beschleunigter kognitiver Abbau bei Menschen unter PPI beobachten, resümieren die Forschenden. Die PPI-Einnahme scheine eher ein Marker für ein erhöhtes Demenzrisiko, aber selbst kein Risikofaktor zu sein, vermuten sie.

Quelle: Mehta R et al. Gastroenterol 2023; doi: 10.1053/j.gastro.2023.05.052