Das Reizdarmsyndrom (RDS) ist eine echte Volkskrankheit. Jede Hausärztin und jeder Hausarzt kennt Betroffene mit oft hohem Leidensdruck, bei denen von einem Reizdarm ausgegangen werden kann. Aber welche Diagnostik ist erforderlich, um den richtigen Befund zu stellen? Wird die Patientin bzw. der Patient zum Gastroenterologen geschickt, kommt sie bzw. er meist mit einem endoskopischen Ergebnis zurück, häufig einem Normalbefund, aber selten mit der Diagnose eines Reizdarms. Wann sind Differenzialdiagnosen ausreichend abgeklärt? Prof. Dr. W. Fischbach gibt ab S. 36 Antworten auf diese wichtigen Fragen, basierend auf der S3-Leitlinie der deutschen gastroenterologischen Fachgesellschaft (DGVS) vom Sommer 2021. Diese Leitlinie gibt einen hervorragenden Überblick über das Reizdarmsyndrom, wird aber bei rund 70 Textseiten und fast 900 Literaturstellen von kaum einem Hausarzt komplett gelesen.

Leider gibt es keine Standardtherapie, die allen Patienten hilft. Die Allgemeinmaßnahmen haben in der Leitlinie einen sehr hohen Stellenwert. Prof. Dr. A. Madisch fasst für Sie zusammen, welche davon evidenzbasiert und empfohlen werden (ab S. 39). Wichtig sind dabei die Ernährungsempfehlungen, auch wenn es keine spezielle Reizdarmdiät gibt.

Wenn Allgemeinmaßnahmen nicht ausreichen, sind u. a. Phytotherapie oder Probiotika indiziert. Die Leitlinie führt die Substanzen mit ihren wissenschaftlichen Evidenzen auf. Wenn auch das nicht ausreichend hilft, kann eine symptomorientierte Pharmakotherapie eingesetzt werden, wie die Autoren PD Dr. V. Andresen und Prof. Dr. P. Layer leitlinienbasiert ausführen (ab S. 42).

Diese Beiträge sollen den hausärztlich tätigen Kolleginnen und Kollegen wertvolle Hilfestellungen für die Versorgung der großen Patientengruppe mit RDS geben.

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Prof. Dr. med. Dr. rer. biol. hum. Manfred Gross

Internistisches Klinikum München Süd