Viele Patientinnen und Patienten leiden im Anschluss an eine Covid-Erkrankung an anhaltender Belastungsdyspnoe, selbst wenn Echokardiografie und Lungenfunktion unauffällig sind. Eine Versuchsreihe zeigt, dass dem eine Zwerchfellschwäche zugrunde liegen könnte.

Eingeschlossen wurden 50 Frauen und Männer im Alter von 58 ± 12 Jahren, die wegen Covid stationär behandelt worden waren. Die Hälfte hatte eine invasive Beatmung erhalten. 15 Monate nach Entlassung berichtete noch zwei Drittel von ihnen über mäßige bis schwere Belastungsdyspnoe, ohne dass sich eine relevante kardiale oder pulmonale Funktionseinschränkung nachweisen ließ.

Zur Beurteilung der Zwerchfellfunktion wurden verschiedene Ultraschallparameter, v. a. die Diaphragm Thickening Ratio, erfasst. Im Vergleich zu einer Kontrollgruppe mit gesunden Personen zeigten sich hier keine Zusammenhänge mit der Symptomatik. Darüber hinaus erfolgte die invasive Messung des transdiaphragmalen Drucks (tWPdi). Dieser war bei den ehemaligen Covid-Patienten im Vergleich zu den Kontrollpersonen signifikant vermindert, wobei diese Einschränkung unabhängig vom Schweregrad der vorangegangenen Erkrankung bzw. der Notwendigkeit einer invasiven Beatmung war. Darüber hinaus korrelierte der Schweregrad der Belastungsdyspnoe mit den Einschränkungen im tWPdi.

Quelle: Regmi B, Friedrich J, Jörn B et al. Diaphragm Muscle Weakness Might Explain Exertional Dyspnea 15 Months after Hospitalization for COVID-19. Am J Respir Crit Care Med. 2023;207:1012-21

MMW-Kommentar

Eine Dyspnoe im Rahmen des Post-Covid-Syndroms kann viele Ursachen haben. Neben radiologischen Veränderungen und/oder lungenfunktionellen Einschränkungen, kardiovaskulären Pathologien, einer kardiopulmonalen Dekonditionierung sowie nicht somatischen Ursachen stellt die Zwerchfellschwäche ein weiteres Puzzlestück in der Pathogenese dieses komplexen Krankheitsbildes dar.

Die Studienpopulation hatte schwere Krankheitsverläufe hinter sich. Vor dem Hintergrund ist es interessant, dass die Zwerchfellschwäche nicht mit dem Schweregrad der Erkrankung zusammenhing. Daher vermuten die Autoren eher lokale Viruseffekte als Pathomechanismus, obgleich die intensivmedizinische Behandlung und die Steroidgabe nicht auszuschließen sind. In Autopsiestudien konnte eine virale Zwerchfellinfiltration gezeigt werden, die zu immunmodulatorischen Veränderungen und zur Aktivierung von Fibrose-Signalwegen führte.

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PD Dr. med. Franziska C. Trudzinski

Thoraxklinik, Universitätsklinikum Heidelberg