Je höher das absolute Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen, desto höher ist auch der Nutzen der Prävention. Eine individuelle Risikoabschätzung, innerhalb der nächsten zehn Jahre einen Herzinfarkt, Schlaganfall oder andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu erleiden, ist daher essentiell.

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Das systolische Blutdruckziel für Menschen mit HIV < 69 Jahren liegt bei 120-130 mmHg.

Die Tests ARRIBA, PROCAM und der ESC-Heart-Score (ESC-HS), aber auch der amerikanischeASCVD(Atherosclerotic Cardiovascular Disease)-Risikoscore sowie der Framingham-Risk-Score-CVD sind zur Risikobeurteilung gut geeignet, sagte Kardiologe PD Dr. Marcel Halbach, Köln, auf dem Deutsch-Österreichischen-Aids-Kongress (DÖAK).

Eine HIV-Erkrankung - insbesondere eine niedrige Zahl an CD4-Helferzellen - ist ein Faktor, der das kardiovaskuläre Risiko um rund 20% erhöht, vor allem wenn die Betroffenen schlecht eingestellt sind. Eine antiretrovirale Therapie (ART) und deren Dauer erhöhen nach neuesten Ergebnissen das Risiko nicht weiter.

Auch der Blutdruck sollte gut eingestellt sein

Präventionsmaßnahmen sind für jeden HIV-Infizierten von entscheidender Bedeutung. Neben der Einhaltung wichtiger Life-Style-Empfehlungen wie gesunder Ernährung, Verzicht auf Rauchen, moderater Salzkonsum und ausreichend sportliche Aktivitäten sollte auch der Blutdruck gut eingestellt sein. Für Patientinnen und Patienten < 69 Jahren ist ein systolischer Zielwert zwischen 120 und 130 mmHg anzusteuern.

Bei ältereren Patienten liegt der Idealwert nach den neuesten Empfehlungen der europäischen AIDS-Gesellschaft (EACS) zwischen 130 und 140 mmHg - falls von der Patientin bzw. dem Patienten toleriert, sogar noch niedriger. Der diastolische Blutdruck sollte < 80 mmHg liegen.

Risikoabhängig sollten die Cholesterinwerte z. B. mittels Statinen eingestellt und schrittweise intensiviert werden (LDL < 70 mg/dl bei hohem, < 55 mg/dl bei sehr hohem Risiko). Komorbiditäten, Komedikation und Patientenpräferenzen sollten dabei berücksichtigt werden.

Quelle: Vortrag von Halbach M. "HIV und das kardiovaskuläre Risiko" am 23. März 2023 im Rahmen des DÖAK-Kongress in Bonn