Die vermeintliche Hämatochezie eines 79-Jährigen hatte eine Ursache, an die bei der Abklärung in Zukunft wohl häufiger gedacht werden muss.

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Ein Senior berichtet über seit Tagen bestehende postprandiale Übelkeit und eine Schwarzfärbung seines Stuhls, verbunden mit Erbrechen, Nachtschweiß und Unwohlsein. Oberbauchschmerzen sowie Fieber, Husten und mögliche Infektzeichen verneint der Patient.

Für eine mögliche Blutung aus dem oberen Gastrointestinaltrakt spricht, dass der Mann wegen Vorhofflimmerns und eines koronaren Bypasses mit Apixaban und Clopidogrel behandelt wird; außerdem zeigen sich im Labor ein leichter Abfall des Hb-Werts und eine Hyperlaktatämie. Die digital rektale Untersuchung erbringt jedoch keine weiteren Hinweise.

Die Ärzte entscheiden, den Patienten stationär zu überwachen und die Apixabantherapie auszusetzen. Unter Flüssigkeitsgabe verbessert sich sein Allgemeinzustand, er setzt auch keinen schwarzen Stuhl mehr ab. Unter PPI-Schutz wird daraufhin die DOAK-Therapie wieder aufgenommen.

Die Ärzte gehen davon aus, dass es sich bei dem blutig erscheinenden Stuhl um eine Pseudo-Hämatochezie gehandelt hat. Die Ursache dafür war bei der Anamnese zutage getreten: Der Mann hatte zwei Tage vor Beginn der Symptome Rote- Bete-Pillen genommen. Die Supplemente werden wegen ihres Reichtums an Vitaminen und Mineralien beworben.

Wegen der wachsenden Verbreitung pflanzlicher Supplemente raten die Ärzte bei diagnostisch unklarer GI-Blutung zu einer "aggressiveren Anamnese mit speziellem Fokus auf einer kompletten Übersicht der OTC-Supplementation".

Quelle: Oscherwitz M et al. The American Journal of Medicine2023; doi: 10.1016/j.amjmed.2023.04.017